Oslo hatte ich noch im Kopf, als wir Kopenhagen besuchten. 
Beide Städte unterscheiden sich. 

Oslo hat eine Vision, ZERO. Und diese Vision ist eine Richtschnur für alle Entscheidungen, die die Stadt trifft.
Oslo wird in den nächsten Jahren klimaneutral werden, da habe ich keine Zweifel.
Nur, Norwegen, Oslo: Geld ist da kein Problem.

Die Realität vieler Städte dürften wir eher in Kopenhagen finden.
Klimaneutral ist Kopenhagen nicht, und wird es auch in den nächsten Jahren kaum werden.
https://www.rnd.de/politik/kopenhagen-gibt-klimaziel-auf-keine-klimaneutralitaet-bis-2025-JJ2ER65IWO3FMKNX5IXVELGDIA.html

Die Stadt sagt, sie habe Probleme mit dem Restmüll. 
Aber, was ich dort an Neubauten gesehen habe, das war höchstens durch Kompensationsmaßnahmen klimaneutral, also nicht.
Der Weg, der eingeschlagen wurde, ist richtig und lang. 

Ich habe die Reise mit Skepsis gegenüber der Stadt angetreten. Klar, Jan Gehl ist für mich noch immer der Goldstandard, was Prinzipien der Stadtentwicklung betrifft. Nur hatte mich ein Beitrag in der SZ aufgeschreckt. Hintergrund ist das Projekt By & Havn.
https://byoghavn.dk/

Wenn man die Startseite des Projektes sieht, kommt vieles bekannt vor. Das übliche Versprechen der Stadtentwickler, wenn sie einen ganz neuen Stadtteil den Menschen und der Politik schmackhaft machen wollen. 

Aber, es gibt eine dunkle Seite. Die SZ berichtet:
https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/politik/daenemark-kopenhagen-ostsee-e272058/

Für dies Projekt schüttet man Land auf. Die eigentliche Idee, mit dem Bauaushub anderer Baustellen Land zu gewinnen, ist gut. Nur, der Aushub scheint oft kontaminiert zu sein.

Und, durch dieses neue Land wird der Öresund verengt.

Nord und Ostsee sind durch drei Meerengen verbunden: Öresund, großer Belt, kleiner Belt.
Gäbe es diese Verbindungen nicht, würde der Salzgehalt der Ostsee sinken, die Ostsee würde zu Brackwasser.
Sie ist schon auf dem Weg dorthin. Nun sagen einige Wissenschaftler, daß gerade durch diese Baumaßnahme in Kopenhagen ein wichtiger Zufluss der Ostsee aus der Nordsee eingeengt wird.
Die drei Zuflüsse haben eine komplizierte Dynamik, die sehr empfindlich auf Änderungen reagiert.
Ostseeanrainer müssen solchen Baumaßnahmen zustimmen, und so hat Schweden auch ein Veto eingelegt. Trotzdem scheint das die Projektentwickler nicht weiter zu stören.
Sie berufen sich auf höchst umstrittene Gutachten. 
Also, auch Kopenhagen hat seine Leichen im Keller.


Beim Radverkehr spielt Kopenhagen in der Liga vieler niederländischen Städte:
Zu dieser Liga gehört auch Münster.
In Münster sind viele, sehr viele Radler unterwegs. Auch ich bin dort eigentlich nur mit dem Rad unterwegs gewesen. Es gibt aktuell viele Vorzeigestrecken, viele Fotomotive mit Radlern.
Das kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß die beste 10 Kilometer lange Premium-Radstrecke mit grüner Welle etc. nichts bringt, wenn ich auf dem letzten Innenstadt-Kilometer in Bedrängnis komme, da ich mit dem Autoverkehr konkurrieren muß.  Hörster Straße, Wolbecker Straße, in Münster kenne ich viele Beispiele.

OK, das spielt sich im Vergleich zu Bremerhaven auf hohem Niveau ab.
Beispiel aus Bremerhaven?
Die innerstädtische Fahrradstraße Prager Straße in Bremerhaven nutze ich nicht mehr. Ich wurde mehrmals bedrängt und beschimpft. Ich empfinde die Straße für mich als lebensgefährlich. Nur, wenn es nicht anders geht, fahre ich dort mit dem Rad. Sie ist und bleibt eine Parkplatzzufahrt.
Bike-Washing? ( ..gibt es den Begriff überhaupt?). Was nutzt mir dann der Fahrgrad 8? Nichts.



Der Kern des Problems ist immer gleich: Autos beanspruchen den Verkehrsraum, sie nehmen sich, was sie brauchen und bedrängen die anderen, schwächeren Verkehrsteilnehmer.
Man kann das Problem lösen, in dem man die schwachen Verkehrsteilnehmer schützt. Aber, das ist nur eine Scheinlösung. Wie in Oslo muß man das Auto in seine Schranken weisen.
Nicht verbieten, aber auf Augenhöhe mit den anderen Verkehrsteilnehmern bringen.


Zurück nach Kopenhagen: 
Bei mir hängengeblieben ist die Vielfalt der Architektur. Natürlich gibt es da auch die, in Deutschland so beliebte, Kästchen-Architektur. Das Rechteck läßt sich einfacher vermarkten, als gebogene Fassaden.
Aber in Kopenhagen sieht man die Alternativen. Gerade die neuen Stadtteile sind sehr grün, Autos nur noch geduldet und selbst typische Reihenhaussiedlungen sehen einladend aus. Viel Fassadenbegrünung, Wohnen am Wasser wird auf viele Arten interpretiert.
Ja, Kopenhagen ist die Hauptstadt der Architektur. Die Lebensqualität ist sehr hoch.

Wenn man aus deutschen Städten nach Kopenhagen reist,
dann ist es, als wenn man von einem Steingarten zu einer Blühwiese kommt.

COBE kann eine große Chance für Bremerhaven werden. Das zweite Baugebiet, das COBE in Kopenhagen bespielt, der Nordhaven ist DGNB Platin zertifiziert
(Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen). 

Laut dem Prospekt das erste Projekt in Dänemark, mit dieser Auszeichnung. https://www.cobe.dk/projects/nordhavn 

Warum kann Bremerhaven da nicht einhaken? Das wäre dann wirklich ein Vorzeigeprojekt! Eine DGNB Zertifizierung ist für das Werftquartier aktuell nicht vorgesehen.
(Nachhaltigkeitsleitfaden für das Werftquartier, S.8)
Das Wort Nachhaltigkeit wird in den Prospekten oft benutzt, ist dann aber nur eine leere Worthülse, Greenwashing. Für die Heimat des AWI beschämend.

Bremerhavens Erzählung kann nur sein:
Klimastadt, Klimaneutral, Klima resilient
die 3 K’s!

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