Groningen ist eigentlich die Nachbarstadt von Bremerhaven in den Niederlanden.
180 km, das ist jetzt nicht gerade eine lange Strecke.
Zwei Städte, zwei Welten!
Natürlich kam mir sofort Münster in den Sinn, als wir durch die Stadt gewandert sind.
Münster ist etwas größer und auch dominiert von Studenten und Fahrrädern.

Aber, die Atmosphäre ist grundverschieden.
Die Innenstadt in Münster?
Ich würde sagen Prinzipalmarkt, Ludgeriestraße, Salzstraße. Der Markplatz? Eigentlich nur an Markttagen.
Alles ist altehrwürdig, etwas schwermütig, gemütlich.



Groningen ist, obwohl sehr eng bebaut, offen und quirlig. In jeder Seitenstraße gibt es etwas zu entdecken. Es macht Spaß, sich in der Stadt zu Fuß zu bewegen.
In Groningen sind es die beiden großen Plätze, der Vismarkt, auf dem auch regelmäßig ein Markt abgehalten wird, und der Grote Markt.


Der Grote Markt in unmittelbarer Nähe zur Martinikirche, das ist nicht nur der zentrale Platz, sondern auch die emotionale Mitte von Groningen. Hier spielt sich viel Leben ab.
Groningen ist ein prima Beispiel, wie wichtig Plätze für eine Stadt sind:
die Augen der Stadt.


Wenn in Bremerhaven der Name Groningen fällt, dann fast immer mit einem Bezug zum Forum.

Das ist falsch.
Ja, das Forum ist ein sog. Dritter Ort, aber vom Ansatz her ein Rückzugsort. Es ist nicht “der Anker” für die Groninger Innenstadt.

Niemand, oder fast niemand, wird für das Forum nach Groningen reisen.
Ich finde das Forum klasse, aber, es wäre für mich ein Ort zum Arbeiten und „abzuhängen“. Aber das reicht nicht….
Das Leben in Groningen spielt sich in den vielen kleinen Straßen ab.



Die üblichen Shopping-Verdächtigen findet man am Vismarkt, die Jugend im Bereich der Uni.


Groningen ist eine leise Stadt. Die Innenstadt ist nicht autofrei, aber dem Auto wurde in vielen Bereichen die Dominanz genommen. Wer posen will, kauft sich ein teures Fahrrad.


Warum ist Groningen so wichtig?
In vielen deutschen Städten ist der Mensch nicht mehr das Maß der Dinge.
Die Menschen werden in ihrer Funktion als: Konsumenten, Autofahrer, Touristen… gesehen.
Das ist auch die zentrale Politik in Bremerhaven, und so sieht die Stadt auch aus:
wie eine Ansammlung von Funktionsorten, ganz im Sinne der Charta von Athen. ( dem Folterkeller der Stadtplanung)
(https://de.wikipedia.org/wiki/Charta_von_Athen_(CIAM)

Aber, das macht die Stadt zu einem Ort für Autos, Konsumenten und Touristen, aber nicht zu einem Ort für Menschen.
Des Lebens- und Aufenthaltsqualität ist an vielen Orten in der Stadt sehr niedrig.
Bremerhaven reiht sich ein, in die Reihe der nach dem Krieg schnell, nach den damaligen Grundsätzen, wieder aufgebauten Städte. Am Beispiel Hannover sieht man, wie schwer es ist, die alten Fehler zu beheben.

Weil Bremerhaven, so wie es aktuell aussieht, das Ergebnis eine monogamischen Politikhistorie ist, sind die Akteure gefesselt in ihren alten Entscheidungen. Unbeweglich und paralysiert vom neuen Anlauf, den einige Städte aktuell nehmen, hin zu einer lebensfreundlichen Stadt.
Um es mit Kant zu sagen:
Aus dem krummen Holz, aus dem einige Verantwortliche in Bremerhaven gemacht sind, kann nichts Gerades werden.


Kritische Masse, so die aktuellen Demonstrationen zur Mobilität.
In Groningen bilden die Studenten eine kritische Masse. Viele können sich ihre Studienorte aussuchen, und werden die Stadt wählen, die Ihnen die besten Lebensumstände bietet.

Bremerhaven kann noch so viel hochwertige Wohnungen bauen, noch so viele Sichtachsen und Anker planen:
der Schlüssel ist die Lebensqualität.
Und die ist in der Stadt für viele nicht sehr hoch.


Deshalb bevorzugen auch viele derjenigen, die Verantwortung tragen, nicht die Innenstadt als Lebensmittelpunkt, sondern wohnen lieber in Bremen, oder im Grünen.

Gibt es eine Lösung?
Ja, die Menschen in Bremerhaven müssen eine kritische Masse bilden, die sich nicht mehr vorschreiben läßt, was diejenigen wollen, die hier nicht leben, sondern selbst bestimmen, wie sie leben wollen, in der Innenstadt.

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