Wenn man nur darüber spricht, was auf dem Karstadt Gelände passieren soll, dann begrenzt man die Innenstadt von Bremerhaven auf wenige qm. 
Wenn man dann auch noch den Schwerpunkt auf eine Verbindung “City” zum Neuen Hafen setzt, dann blendet man die eigentliche Innenstadt aus, und sieht nur eine Art “Bremerhaven-Freizeitland” mit Themenpark.

Die Probleme der Innenstadt sind offensichtlich. Sie hängen auch mit dem politischen Klima in Deutschland zusammen.
Warum?
In Heilbronn hatte man diskutiert, ob man eine Obergrenze für Dönerbuden und Barbershops in der Innenstadt bestimmen sollte.
https://www.tagesschau.de/inland/regional/badenwuerttemberg/swr-obergrenze-fuer-doenerlaeden-in-heilbronn-stadtinitiative-praesentiert-gutachten-100.html

Man kann es, so ein Gutachten.

Auch die Nordsee Zeitung berichtet darüber, und fragte in einem Beitrag vom 30.9. , ob dies auch in Bremerhaven ein Problem sei. Die Anzahl der Shops in den Städten ist fast identisch. 

Der Streit um Dönerläden und Barbershop sagt viel über die politische Kultur in den Städten aus. Es scheint sich hier um Kulturgüter zu handeln, ein Moralspektakel. Ob Pommes, Döner oder Erbsensuppe, zu viele Junk-Food Läden verschandeln die Innenstädte. www.nordsee-zeitung.de/bremerhaven/…

[image or embed]

— lennyslaterne (@lennyslaterne.bsky.social) 30. September 2024 um 16:20


https://www.nordsee-zeitung.de/bremerhaven/vorstoss-in-heilbronn-braucht-bremerhaven-auch-eine-obergrenze-fuer-doenerlaeden-239922.html

Politiker wurden gefragt, und die hielten die Situationen für nicht vergleichbar:  “alles kein Problem”. 
Wenn man sich mit Kaufleuten in Bremerhaven unterhält, dann hört sich das ganz anders an:
es ist sehr wohl ein Problem. 
Nicht nur in der Innenstadt, sondern auch auf der Hafenstraße.
Was ist da passiert?
Dönerbuden und Barbershops setzt man mit einer “bestimmten Kultur” gleich.
Den Döner wollte Erdogon schon als türkisches Kulturgut deklarieren. In Deutschland wurden Stimmen laut, es wäre doch eigentlich ein deutsches Kulturgut:
https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/kulturkampf-um-fast-food-doener-gegen-doener-geht-es-dem-kebab-bald-an-den-kragen

Die Kritik an Dönerbuden, an Barbershops, wird also oft als Kritik an der Migrationspolitik gesehen:
Döner als Identitätsmerkmal. 
Nun hat man schlicht Angst, als ausländerfeindlich zu gelten, wenn man diese “Kulturgüter” in welcher Form auch immer angreift.
Das ist ein klassisches Moralspektakel i.s.v Philipp Hübl, siehe meinen vorherigen Beitrag.
EITEL: https://lennyslaterne.de/2024/09/24/eitel/

Man will nicht in die Nähe der AFD geraten, die sich genau dies Thema auf ihre Fahnen geschrieben hat.
Für die AFD ist diese Verschränkung der Problemkreise sehr wichtig, da sie so ihre schnellen, einfachen Lösungen besser TIKTOK’en kann. Es werden nur noch Reflexe bedient. (Siehe meinen Beitrag : EITEL s.o.)

Je mehr ein Thema mit Migrationsbezug ignoriert wird, das man für sensibel hält, desto eher bedient sich die AFD dankend, und webt das Thema in ihr abstruses völkischen Weltbild ein. 
Pommes gegen Döner gegen Erbsensuppe!

Aber auch zu viele Pommesbuden killen eine Innenstadt.
Die Monokultur von Läden auf der Bürger und auf der Hafenstraße ist abschreckend.
Man gibt sich divers, ist aber einfach nur blind oder mutlos.

Die Angst vor der AFD hat in den Bundesparteien eine Diskussion ausgelöst, die das individuelle Asylrecht,
eine der Säulen unserer Verfassung, infrage stellt. 
Die Parteien über-reagieren, um ja keine Wahlchancen zu riskieren und betreiben das Werk der Rechten.
Je höher die Zäune, desto besser, egal ob es Sinn macht, oder nicht.
Hauptsache irgendwas mit Migration machen!
Und das in einem Land, das noch wissen müsste, was Flucht bedeutet.
Die Menschen im Land müssen das Gefühl haben: schau mal an, hatte die AFD doch recht.
Und sie reagieren an der Wahlurne entsprechend.

Nicht anders läuft es im beschaulichen Bremerhaven.
Ob es nun Dönerbuden, Barbershops oder Nagelstudios sind, es sind zu viele in der Stadt.
Das Stadtbild ist „grenzwertig“, und die “Bürger” monoton und langweilig, die Hafenstraße unattraktiv.
Der Tourist bleibt im Habitat Moin-Center unter sich.

Natürlich gibt es Möglichkeiten, dies zu ändern, und das ist auch dringend notwendig. 

Aber die verantwortlichen Akteure ignorieren lieber das, was sie sehen: die Probleme der Innenstadt.
Sie beschäftigen sich lieber mit den schönen Dingen, einem “Forum Bremerhaven”, das Xanadu der Innenstadt.
Die Stadt spaltet sich so in No-Go Gebiete und Immoscout Gebiete auf.

So spielt man nur den Rechten zu, ob islamistisch oder faschistisch, das ist die selbst Medaille.
Opfer ist immer das freie, friedliche Zusammenleben. 
Und wer meint, daß nur seine Art zu leben die richtige ist, hat hier nichts zu suchen!
Keine Toleranz den Intoleranten.
Das gilt für alle moralischen Hochburgen!

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner