Ein lauer Sommerabend in Bremerhaven. Wir sitzen auf dem Balkon. Nacht der Kultur. In der Nachbarschaft spielt eine Band. Akustische Puzzlestücke driften zu uns – Gitarrenfetzen, zerhackte Refrains.
Aber ein Lied erkenne ich sofort: Knockin’ on Heaven’s Door.

Bob Dylan schrieb es 1973 für den Westernfilm Pat Garrett & Billy the Kid von Sam Peckinpah, in dem er selbst eine kleine Rolle spielte – als „Alias“.

Ich erinnere mich an die Szene: Ein alter Sheriff (gespielt von Slim Pickens) wurde angeschossen und liegt sterbend am Fluss. Seine Frau kniet neben ihm. In diesem Moment setzt das Lied ein.
Keine große Geste, kein Aufbäumen – nur ein stilles Akzeptieren des Unvermeidlichen.

Wir leben heute in einer Welt, in der viele den Tod gerne verdrängen. Tech-Vordenker versprechen uns ein endloses Leben. Elon Musk träumt davon, als digitaler Code weiterzuleben.
Viele flüchten sich in virtuelle Welten – in denen die Zeit stillsteht, alles speicherbar scheint und das Leben wie ein Videospiel mit unendlich vielen Leben wirkt.

Aber das echte Leben kennt keine Speicherfunktion.
Keine Rücktaste.
Und keine zweite Chance.
Knockin’ on Heaven’s Door erinnert uns genau daran: Es gibt eine letzte Tür. Und irgendwann steht jeder von uns davor.

Vielleicht ist das Bewusstsein unserer eigenen Endlichkeit nicht nur schmerzhaft – sondern notwendig.
Nur wer weiß, dass er nicht ewig lebt, kann Verantwortung übernehmen.
Für sich selbst. Und für die Welt, die bleibt.

Und genau deshalb sollten wir dieses eine Leben nicht in Scheinwelten verschwenden.
Nicht aufschieben, was jetzt gelebt werden will.
Nicht verpassen, was direkt vor uns liegt.

Selbst wenn es nur ein lauer Sommerabend auf dem Balkon ist.
Mit Dylan in den Ohren.

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