Hafenfusion, Stolz und Vorurteil!

by ekrowski

Update: 18.11.2021

Die Hafengesellschaften saßen zusammen, aber Euphorie sieht anders aus.  (Bericht in der ND) Auch butenunbinnen berichtet von der etwas angespannten Atmosphäre!


Der Nabu in einem Beitrag der Zeit vom 12.11.2021:

Der Umweltverband Nabu hat einen möglichen Zusammenschluss der Containerterminals an der deutschen Nordseeküste als «ökonomische wie ökologische Chance» begrüßt. «Über Dekaden haben nach Auffassung des Nabu die Bundesländer Bremen, Hamburg und Niedersachsen auf Kosten des Steuerzahlers und auf Kosten von Natur und Umwelt gegeneinander gearbeitet», heißt es in einer Mitteilung des Verbands in Hamburg vom Freitag. «Wegen föderaler Begehrlichkeiten wurden Milliarden Euro verbrannt und zudem die sensiblen Tidelebensräume von Elbe und Weser angesichts überdimensionierter Ausbauten an allen Standorten unnötig geschädigt.»

ZEIT vom 12.11.2021

Claudia Schilling und Mikkel E. Andersen äußerten sich in einem Beitrag von
Buten un Binnen“ vom 31.10.2021 zur Zukunft des Hafens in Bremerhaven und zur Hafenfusion. So richtig Hoffnung verbreiteten die Beiden nicht.

Das Thema „Nachhaltiger Hafen“ s.u. hat mit der COP26 Fahrt aufgenommen.
(Bericht vom 1.11.2021). Die Häfen müssen sich bewegen!
Auf eine Initiative Dänemarks, der USA und weiteren Ländern ( auch Deutschland) hin, soll bis 2050 der Schifffahrtssektor auf 0 Emissionen gebracht werden. ( Bericht vom 2.11.2021) und NZ vom 3.11.2021
Bei LNG und CO2 Ausgleichszertifikaten wird oft verschleiert, daß es sich um Greenwashing handelt. LNG ist keine Lösung.
Für die Häfen eine riesige Aufgabe!

GLASGOW, 1. November (Reuters) – Dänemark, die Vereinigten Staaten und 12 weitere Länder haben am Montag ein Ziel unterstützt, die Emissionen des globalen Schifffahrtssektors bis 2050 auf null zu reduzieren, ein Ziel, das in Verhandlungen bei der Schifffahrtsbehörde der Vereinten Nationen konkretisiert werden soll.

Reuters


Bremerhaven und die Hafenfusion,
zusammen können sie es schaffen!

So betitelt es die Zeit in einem Beitrag vom 27.10.2021:
Das Bild, das die aktuelle Situation bietet, beschreibt ein Beteiligter so:
„Manches spielt sich auf Kindergarten-Niveau ab“
Das Resümee der Zeit:

Während sich Hafenbetreiber im Knäuel aus Anspruchsdenken, Argwohn und Firmenwerten verheddern, greifen andere in den Häfen bereits nach der Macht. Eine Kooperation wäre ein Befreiungsschlag. Viel Zeit bleibt nicht.


Die Fusion der deutschen Nordsee-Häfen ist ein Dauerthema, und hat durch die Initiative von Klaus-Michael Kühne (NZ berichtet am 20.8.2021) an Aktualität gewonnen.
Aktueller Stand bei Buten un Binnen und bei N-TV

Um die Situation der Häfen zu verdeutlichen, lohnt ein Blick auf den Hamburger Hafen und seine Pläne.


Die 3Sat Doku ist mehr als nur eine der üblichen Dokumentationen über den Hafenbetrieb.
Ab Minute 16:32 kommt Angela Titzrath zu Wort.
Sie fasst die Aufgaben der Häfen prägnant zusammen:

– Automatisierung

– Nachhaltigkeit

Automatisierung:

Was Automatiesierung für einen Hafenbetrieb wirklich heißt, zeigt das Video über die Situation in den chinesischen Häfen:

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Auch Wilhelmshaven sieht seine Zukunft, in der Automatisierung, wie ein
Beitrag vom 15.7.2021 zeigt.

Die Pläne gehen schon weiter: Richtung automatisierter Schifffahrt:

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Wobei diese Schiffe natürlich CO2 frei geplant werden:

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Die Entwicklung wird auch in Deutschland vorangetrieben, zunächst für autonom fahrende Binnenschiffe. Die Binnengewässer sind perfekte Transportwege und können viele Waren wieder von der Straße holen.

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Auch beim LKW Verkehr macht die Automatisierung nicht halt, in Hamburg startet man erste Versuche mit autonomen LKW im Hafen ( die NZ berichtet am 16.10.2021)

Wie die o.g. 3SAT Dokumentation zeigt, ist auch in Hamburg Automation das große Thema, um dem Kostendruck zu widerstehen.

Die Fortschritte beim „maschinellen Lernen aka KI“ haben diese Entwicklung erst ermöglicht.
Erst jetzt können die großen Datenmengen, die in der Logistik anfallen, zu Informationen und Modellen weitergenutzt werden.
Ein Beispiel aus den USA, aus LA

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Die Entwicklung wird Jobs kosten. Wie die Hafenfusion da gegensteuern kann, bleibt Spekulation. ( NZ vom 24.9.2021)

Mikkel Andersen ( Bremerhavens Terminalchef) teilt in der NZ vom 29.10.2021 mit, daß die Automatisierung des Eurogate Terminals in Bremerhaven noch kein Thema ist. Aber auch Eurogate kann nicht an der Entwicklung vorbei.

Es ist für viele Hafenstädte der Strukturwandel 3.0.
Für Hamburg ist der Hafen nur einer von vielen Wirtschaftsbetrieben, aber nicht für Bremerhaven und das Land Bremen.
Es wird eine Aufgabe für die Politik sein, diese Härten abzumildern.


Der nachhaltige Hafen!

In dem o.g. Beitrag zum Hamburger Hafen hat Angela Titzrath verdeutlicht, daß die Nachhaltigkeit zum Qualitätsmerkmal für Häfen wird.
Die EU legt vor.
Die Pläne zum „Green Deal“ d.h. die „Fitfor55“ Initiative nimmt auch den Schiffsverkehr ins Visier. (Beitrag vom 26.7.2021) Geregelt wird dies durch ein System von CO2 Zertifikaten.

Ladestrom ist keine Option, sondern Pflicht, und die Schiffs-Antriebe werden Stück für Stück CO2 frei.
Häfen werden Infrastrukturen für alternative Treibstoffe aufbauen müssen.

Die Häfen haben schon längst erkannt, daß das Thema Nachhaltigkeit zum Wettbewerbskriterium wird. Beispiele gibt es mittlerweile weltweit:
Ein Beispiel aus Indien aus der ADANI Group.
Auch die amerikanischen Häfen machen sich auf den Weg! (New York Times) .


Ein Beispiel aus Japan für den Aufbau einer Infrastruktur, hier H2:

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Und die Entwicklung in Antwerpen zum nachhaltigen Hafen:

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Die Unternehmensberatung Roland Berger hat festgestellt, daß gerade eine Hafenfusion
bei der Nachhaltigkeit punkten könnte. ( Norderlesen vom 10.9.2021)



Diese Aufgaben sind für einzelne Häfen nicht zu schultern, für einen Hafenverbund, der ganz anders gegenüber Reedereien auftreten, und kalkulieren kann, sieht das anders aus.


Bleibt festzuhalten, wie es die Zeit im o.g. Beitrag schreibt:

Drei Jahre lang, bis zum Winter 2020, hatten die Hafen-Betreiber ein Bündnis zwischen Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven geprüft. Die Häfen sollen ihre acht Containerterminals fusionieren, Preise und Schiffsanläufe abstimmen. Der so entstehende Superhafen wäre der größte in Europa, er könnte Rivalen wie Rotterdam oder Antwerpen überflügeln und Aufsteigern wie Danzig trotzen.

Zeit vom 27.10.2021

Resilienz

Wie sensibel der Containerverkehr auf See geworden ist, zeigt der Dominoeffekt, den der Fahrermangel in England und anderen Ländern auf die Containerlogistik hatte.
So wurden Containerschiffe vom englischen Felixstowe  zum JadeWeser Port umgeleitet.
(NDR Bericht)
Schön für den JadeWeserPort, aber auch ein Zeichen, wie schnell die Reedereien auf Logistikprobleme reagieren müssen.

Auch die Reedereien werden umdenken.
Immer wieder stecken Schiffe fest
(Stau in LA), weil die alte Logistik, die sich auf zentrale große Häfen verlassen konnte, nicht mehr funktioniert, und bei großen Schiffen reicht eine Havarie (, wie beim Vorfall im Suezkanal,), um langfristig Lieferketten zu stören.

Es ist Sand im Getriebe der Weltwirtschaft, Chaos auf See (FAZ vom 19.10.2021)

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Was wir zurzeit erleben ist die Überlastung eines Systems ( FAZ vom 3.10.2021).

Es ist ein strukturelles Problem. Symbol dafür sind die immer größeren Containerschiffe, und der Mythos bei den Hafenbetreibern, diese müsse man anzulocken. Diese Baggerpolitik wird die Sollbruchstellen der Lieferketten eher offenlegen

Was für Städte gilt, gilt auch für Häfen:
resilienten, nachhaltigen Häfen wird die Zukunft gehören.

Wie wichtig dies Thema ist, zeigt auch ein Beitrag in der NZ vom 29.10.2021:
Lena Lankenau arbeitet bei Bremenports und ist zuständig Probleme zu erkennen und zu lösen, die durch den Klimawandel entstehen, sei es durch Hitze, die auf die Stahlkonstruktionen einwirkt, sei es durch Stürme und den ansteigenden Meeresspiegel.
Ein Hafen allein kann zuverlässige Lieferketten nicht garantieren, wie gesehen.

Der Verbund der Nordseehäfen wäre perfekt für diesen Weg.

Die Aussagen von Andersen und Schilling im Bericht von “ Buten un Binnen“ hören sich nicht sehr hoffnungsvoll an.

Aber, wie heißt es in dem o.g. Artikel in der Zeit:


Bislang scheitert eine Fusion der Häfen von Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven an Stolz und Mentalität der Betreiber. Doch nur gemeinsam haben sie eine Chance.

ZEIT vom 28.10.2021



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