Braucht Bremerhaven Wachstum?

by ekrowski

Ach Bremerhaven!

Ich wollte eigentlich Feierabend machen. Die Videos sind doch ziemlich anstrengend.
Ich schaue noch kurz in die NZ rein. Werftquartier!
Es steht morgen auf der Tagesordnung des Bau- und Umweltausschusses.
Erschreckend, wenn man die Bemerkungen in der Anlage 2 der Sitzungsunterlagen zum Werftquartier durchgeht, die „frühzeitige Beteiligung der Träger öffentlicher Belange“.

Da stehen sie, alle Punkte, die auch mir bei dem Projekt Bauchgrummeln verursachen. Vom Umweltamt, vom Gartenbauamt und von der Umweltsenatorin aufgelistet.
Von fehlender Extremwetter-Resilienz bis zum fehlenden Grün etc…..

https://t.co/3YBWEcEsLu

— Ralf Ekrowski (@ralfekrowski) February 6, 2023

Und, Dieter Petram bemängelt, es dauert zu lange!
OK, er handelt und denkt wie ein Investor. Das ist sein Job.
Für wen dauert es zu lange?
Das Projekt wird die Stadt noch prägen, da wird kaum noch jemand unsere Namen kennen.
Und, die Wahl! Es wird ja noch eine Wahl geben!
Wahlen sind dann demokratisch, wenn sie die Möglichkeit bieten, Verantwortliche abzuwählen, Dinge zu verändern, auch zu stoppen.
Die NZ zu Thorsten Neuhoff:

Auch Neuhoff erkennt in der Wahl ein Risiko.

Wer in Wahlen ein Risiko für stadtplanerischen Entscheidungen sieht, sollte sich nicht mehr als Repräsentant der Menschen in der Stadt fühlen. Er geht dann davon aus, daß eine demokratische gewählte neue Stadtregierung Planungen anders bewertet, und will noch so eben Planungen durchsetzen, die auch nach seiner Sicht noch zu überdenken wären.

Da bin ich jetzt doch ein wenig sprachlos! Und, das will was heißen!

Aber zurück zu meinem eigentlichen Thema!


Ich habe heute ein Video eingesprochen zum Thema:
braucht Bremerhaven Wachstum?

Eine Ergänzung, aus aktuellem Anlass, und als Beleg, wie wichtig diese Frage auch für unsere politische Kultur ist.

Die FAZ berichtet heute :

Vor zehn Jahren wurde in Oberursel eine neue Partei gegründet, die „Alternative für Deutschland“. Schon ganz am Anfang gab es Zweifel, ob der Name zu nationalistisch klingen könnte. Später endete alles im Radikalismus. Warum?

Mich beschäftigt mehr die Frage, warum die AFD noch immer 2-stellig in den Umfragen auftaucht.

Einen Erklärungsversuch fand ich in einer Studie:

 „Marktförmiger Extremismus. Abwertung, Ausgrenzung und Rassismus vor dem Hintergrund einer Ökonomisierung der Gesellschaft“
Von Eva Groß  University of Applied Sciences, Hamburg Police und 
Andreas Hövermann Hans-Böckler-Foundation.

Der Titel ist etwas sperrig, der Inhalt beunruhigend. Es geht um den Begriff des:

Marktförmigen Extremismus. 

 Dieses Konzept umschreibt eine ökonomisch-neoliberal gefärbte Art der Menschenfeindlichkeit, bei der sich gesellschaftliche Aus- und Abgrenzungsprozesse mit weit geteilten Bestrebungen nach Selbstoptimierung, Selbstvermarktung und Wettbewerb verbinden und somit in großen Teilen der Gesellschaft anschlussfähig werden (vgl. u.a. Groß/Hövermann 2014). 

Die weitreichende Ökonomisierung der Gesellschaft hat den Autoren zufolge dazu geführt: 

Dieser Politikwechsel geht Hand in Hand mit allgemeinen gesellschaftlichen Erwartungen an die Individuen, sich an einem „unternehmerischen Selbst “ (vgl. Bröckling 2007; Groß 2016) auszurichten

Auf der Basis eines marktförmigen Extremismus, d.h. indem Nützlichkeits- und Verwertbarkeitsprinzipien auf die Bewertung ganzer gesellschaftlicher Gruppen angewendet werden, kann ein offen menschenfeindlicher Rassismus beziehungsweise Rechtsextremismus in der Mitte der Gesellschaft wachsen.

Die neoliberale Erzählung, d.h. die Herrschaft des Marktes, unser Wachstumsmantra, geht Hand in Hand mit der Etablierung eines ökonomisierten, d.h. zweckgerichteten auf den Markt bezogenen, Menschenbildes.
Der Marktwert allein zählt!

Und dies mitten in der Gesellschaft!

So ist der Erfolg der AFD durchaus erklärbar. Eine Studie, aber in der Konsequenz erschreckend.

Schon aus diesem Grund sollten wir dringend neoliberale Narrative überdenken.

Niemand darf in einer Gesellschaft ausgeschlossen sein, und eine Ökonomisierung, die zu diesen Ergebnissen führt, darf nicht zum Leitbild einer Gesellschaft werden.

So viel zum Jahrestag der AFD, und viel Spaß mit dem Video!

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