Im Video schildere ich Eindrücke, die ich während eines kurzen Aufenthaltes in Berlin gesammelt habe.

Richtigstellung:
Den Bau des Kanzleramtes hatte Helmut Kohl zu verantworten, nicht Gerhard Schröder, wie ich im Video mehrmals behaupte. Gerhard Schröder war der erste Kanzler, der das Gebäude als Kanzleramt nutzte. Danke an @WoNCrawler , der mir auf YouTube die Infos gab.


Was ist das Thema hinter der Reisebeschreibung und den Selfies? 

Mein Fazit für Bremerhaven? hier

Plätze!

Ob der Potsdamer Platz, der Ludwig-Kirch-Platz, der Alexander Platz, die Museumsinsel oder auch der Boxhagener Platz: Städte richten sich an Plätzen aus.
Ein Leitgedanke, der mir immer im Kopf ist: 

Plätze sind die Augen der Stadt!

in : Stadt der Zukunft von Robert Kaltenbrunner

Zu abstrakt für Bremerhaven?


Sichtachsen und Verbindungen! 

Diese zwei Begriffe bestimmen aktuell die Diskussion über die Zukunft der Innenstadt in Bremerhaven.
Dies gilt auch in vielen anderen Städten, aber ich wohne nun mal hier, in Bremerhaven.

Wenn ich etwas über Sichtachsen oder Verbindungen höre, denke ich immer an “Baustellenarchitektur”. 

D.h. eine Stadtplanung, deren Ziel es ist, zu lenken, den Menschen die Wege zu zeigen, die sie gehen oder auf denen konsumieren sollen.
Das mag für eine zweckgerichtete, funktionale Stadtplanung i.S. von Le Corbusier gut sein ( Carta von Athen https://de.wikipedia.org/wiki/Charta_von_Athen_(CIAM), aber nicht für eine Stadtplanung für Menschen.

Menschen wollen Menschen.

Und, wo treffe ich Menschen? 
Wo kann ich mit einem Blick erkennen, sehen, hören, wo Freunde oder auch “Nicht-Freunde” sind?

Auf dem Platz!

Jan Gehl hat in seinem Buch: Städte für Menschen minutiös ausgeführt, wie sich der
“Maßstab Mensch” auf meine Wahrnehmung auswirkt, bis auf welche Entfernung ich  Menschen, Gesichter noch erkennen kann.

Beim Bau eines Stadions muß ich das berücksichtigen.
Ich will dort keine Sichtachsen, sondern alles überblicken, und die Spieler erkennen. 

Stadien bauen wir für Menschen, warum nicht auch Städte.

In der aktuellen Stadtplanung von Bremerhaven spielt das alles eine untergeordnete Rolle.
Sie ist wie eine reale Google-Map, in der jeder seinen Konsum- und Freizeitweg finden soll. 

Freizeit ist heute keine „freie Zeit“, sie ist zum Konsumgut verkommen. 

Wer sagt denn, daß ich am Alten Hafen auf Stufen sitzen will, mit  Cappuccino und W-Lan.
Vielleicht will ich einfach nur, wie im Sketch von Loriot, sitzen! 

Vielleicht will ich einfach nur in der Stadt Freunde treffen, Menschen beobachten.

Dafür brauche ich?
Einen Platz. 
Dort, wo ich alles überblicken kann, und wo auch mich jeder sehen kann.

Stadtplaner benehmen sich oft wie die Kartografen in einer Kurzgeschichte von Jorge Luis Borges:
Von der Strenge der Wissenschaft.
Sie wollen eine perfekte Karte entwerfen, die perfekt ist. Nur, diese mußte genau so groß sein wie das Reich, das sie darstellen sollte! Maßstab 1:1, die perfekte Karte. 

Diese Karte verbrauchte alle Ressourcen des Reiches, das Reich geht unter.

Bremerhaven hat schöne Plätze: der Platz vor der großen Kirche, der Theodor Heus Platz.

Diese Plätze müssen im Zentrum der Planung stehen, und keine Sichtachsen und Verbindungen.
Kein Gebäude keine Nutzung soll sich in den Vordergrund drängen.
Die Menschen sind die Hauptdarsteller, oder wie Jan Gehl es sagt:

Das Leben zwischen Häusern

Verbindungen und Sichtachsen, die interessieren mich nur bei der Durchfahrt von Autobahnbaustellen.

Kurz: Ich habe kein gutes Gefühl, wie die Innenstadt von Bremerhaven “geplant” wird.
Warum?
Der Focus liegt nach wie vor auf den Havenwelten, und auf eine Verbindung der City zu den Havenwelten.
Man will vom Publikum dort profitieren. Dazu möchte man einen Magneten etablieren, den Neubau auf dem Karstadtgelände.
Der Charakter des Platzes vor der großen Kirche spielt hierbei keine Rolle. Aber genau dieser Platz ist es, auf den sich der Focus richten müsste. Alle Planungen von de zwarte Hond konzentrierten sich auf das Umfeld, aber nicht auf den Platz, und dessen Charakter. Gegenstimmen, Gegenentwürfe sind nicht vorhanden.


Zu dem Thema auch:

YouTube player

Links, soweit nicht PW:
Verödende Innenstädte Folgen einer autofixierten Stadtplanung
https://www.deutschlandfunkkultur.de/veroedende-innenstaedte-folgen-einer-autofixierten-100.html
Promenadologe Martin Schmitz
Von der Wissenschaft des Spazierengehens
https://www.deutschlandfunkkultur.de/promenadologe-martin-schmitz-von-der-wissenschaft-des-100.html


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