Oder: Das Konzept einer Insel!

Bevor wir selbst auf die Insel fuhren, kannten wir Freunde, die:
– ….war ich schon mal, ist schon lange her….
– ….muß ich auch mal hin….
sagten, wenn wir von Helgoland sprachen.
Eigentlich habe ich wenige getroffen, die aktuell dort waren.
Bisher von Bremerhaven aus war es auch gar nicht so einfach, über Cuxhaven. Naja,
(Was ist eigentlich aus der “Fair Lady” geworden?)
Jedenfalls, die aktuelle Verbindung mit dem Katamaran ist perfekt, aber, das habe ich ja schon im Video berichtet.
Was mir so nach diesen 48 Stunden Insel durch den Kopf ging?


Die Insel!
Helgoland ist, wenn die Nordsee es nicht will, und sie ist oft launisch, auf sich gestellt.
Das Gefühl, das man auf diesem Felsen im Meer hat, ist ein anderes, als auf den Inseln des Schelf’s, die sozusagen dem Festland als Präambel dienen.

Es war schon witzig, daß der Heimathafen der Nordlicht, die uns nach Helgoland brachte, Madeira war, eine Insel, mitten im Atlantik.
Helgoland ist eigentlich nur ein großer Felsen mitten in der Nordsee.
Die Geschichte der Insel ist eng verbunden mit dem Schicksal Deutschlands.



Das Konzept:
Eine Insel ist überlebensfähig, wenn der Bedarf an Ressourcen durch die vorhandenen Ressourcen abgedeckt wird.
Wenn das nicht der Fall ist,
schraubt man entweder seinen Bedarf runter,
oder erschließt andere Ressourcen durch Handel, d.h. außerhalb der Insel.
Das Fehlen von Ressourcen macht eine Insel also verletzlich, vulnerabel,

Handel ist, in dieser idealisierten Insel-Sicht, nichts weiter als ein Ergebnis der Verletzlichkeit, der Unfähigkeit durch eigene Ressourcen auf einen eigenen Bedarf zu reagieren.

D.h. wenn wir einen wachsenden Handel aka Wachstum feiern, generiert durch internationalen Handel,
dann feiern wir eigentlich das Maß unserer eigenen Verletzlichkeit.
Das BIP ist danach, anders als anfangs gedacht, ein Gradmesser unserer Unfähigkeit,
mit dem auszukommen, was wir in unserem eigenen Wirkungsbereich haben.
Müssen wir einen Bedarf nicht aufwendig decken, durch wachstumssteigernde Lieferkettenaktivitäten, leidet darunter der BIP.
Konkret wurde das vielen bewusst, als in der Coronakrise die Lieferketten ins Stocken gerieten, und viele lieber ihren Bedarf aus eigenen Ressourcen vor Ort gedeckt hätten.
Mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine wurde die Abhängigkeit von Putin sichtbar,
die die meisten Politiker verdrängt hatten, um ihrer Reputation nicht zu gefährden.

Wenn man jetzt noch unseren Planeten, aka Erde, als Insel sieht,
was er ja ist, denn meines Wissens ist der interplanetarische Handel noch nicht bis auf die Erde gekommen,
( …..außer, die von den Vogonen geplante Trasse wird gebaut….Bauen, Bauen, Bauen ist ein vogonisches Mantra!)
dann wird schnell klar, warum wir aktuell in der Bredouille stecken, denn die Klimakrise bzw. die Manifestierung des Klimawandels ist eigentlich eine Ressourcenkrise:


Wenn man den Müll, den man erzeugt, nicht mehr loswird, hat man ein Ressourcenproblem:
in einem hermetisch abgeschlossenen Raum stirbt man nicht an dem fehlenden Sauerstoff, sondern an den Gasen in der eigenen ausgeatmeten Luft.
Nicht anders scheint es den Bewohnern der Erde aktuell zu ergehen.
Ein Ressourcenproblem.


Das Konstrukt des Anthropozän hilft nicht weiter, weil in diesem Bild begreifen wir uns als Herrscher der Erde, die, wie Terminen ein Haus, nun die Erde zerstören und so ein neues Erdendzeitalter begründen.
Aber dieser Focus ist falsch, überhöht uns, und die Auswirkungen unserer Existenz.

Wenn ich auf der Toilette bin, bin ich auch Herrscher des Klos, und auch dessen eigentlicher Sinn und Zweck.
Aber spätestens, wenn das Klopapier auf ein Blatt reduziert ist, habe ich ein Ressourcen-Problem, das nur von außen gelöst werden kann.
So auch eine Kernszene im Film “Darkstar”, von Roger Cormann , der genau dies Problem im Sinn hatte:
Das berühmte Zitat:

Uh,… oh ya, Storage Area 9 self-destructed last week and destroyed the ship’s entire supply of toilet paper.

Dark Star, Roger Cormann


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Sein Toilettenpapier Problem, einer im Raum surfenden, vergessenen Raummannschaft stand im krassen Gegensatz zu der Metaphysik von Kubrick’s 2001.
Schade, daß es solche, fast poetischen Filme, ich denke da auch an “Silent Running”:
das Raumschiff mit einem geretteten Wald, und dem fantastischen Song von Joan Baez, Rejoice In The Sun, kaum noch gibt.

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Aber, gerade diese Filme trafen einen Punkt, den wir aktuell aus den Augen verlieren.
Das Bild der Insel, eines abgeschlossenen Systems.
Wir können, von Natur aus, nicht mit solchen Systemen umgehen. Das hat
Dietrich Dörner in seinem Buch : Die Logik des Misslingens, mit vielen Beispielen anschaulich belegt.

Wir neigen zu Mythen, oder müssen die Religion zu Hilfe nehmen, wenn wir nicht verstehen, wie solche, sich selbst referenzierenden Systeme funktionieren.
Leider sind Religionen dabei mehr Problem als Lösung, weil sie mehr auf ein Jenseits, als auf ein Diesseits gerichtet sind, das irdische Dasein als eher als Tuppergefäß für ein späteres, besseres Dasein sehen.



Fatalerweise sind wir aber von diesem Wissen, wie komplexe, sich selbst referenzierende System funktionieren, letal abhängig, sonst schmeißt uns die Erde schlicht raus.
Weltraumstationen helfen nur im Film oder im Comic, beseitigen aber nicht das Kernproblem:
wir leben aktuell auf einer solchen Station und bekommen es nicht gebacken.
( ….kennt noch jemand Farscape? Da war das Raumschiff ein lebender Organismus!)



Was hat das mit Bremerhaven zu tun, und mit Helgoland?
Bremerhaven liegt geografisch ganz nah an diesen Konfliktlinien.
Politisch ist die Stadt aber im Mittelalter gefangen, wenn man in Bremerhaven die Zeitrechnung ab 1947 beginnt.
Die aktuelle Politik ist kurzsichtig und damit verantwortungslos,
Beispiele habe ich reichlich beschrieben.
Wie wir eine Wende schaffen?
Ehrlich? Lieber nicht!
Diplomatisch?
Schickt Politiker einfach mal für ein Überlebenstraining auf eine Insel, mit soviel Ressourcen, daß sie, bei vernünftiger Politik, gut damit leben können.
Die erste Folge von “Bezaubernde Jeannie”:
Tony Nelson, ihr späterer Meister, findet die Flasche mit dem Geist ( Jeannie) am Strand.
Schon in der darauf folgenden Folge hilft Jeannie, der Geist aus der Flasche, ihm, nach einem Überlebenstraining in der Wüste, zur Überraschung seiner Ärzte, mit Übergewicht zurückzukommen.



Wir leben so, als wenn wir eine Jeannie hätten!
Man sollte nicht darauf hoffen, daß in jeder Flasche, die man am Strand findet, ein guter Geist gefangen ist.
Manchmal ist der Geist auch ausgesprochen eigennützig oder
ein schlicht, ein böser Geist, den man besser nicht aus der Flasche lassen sollte.



Aus Helgoland, haben wir nur ein paar Steine mitgebracht, als Erinnerung.

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