ein paar Gedanken während eines Serien-Marathons!

Was für ein Problem haben amerikanische Serien ( …oder sollte ich lieber schreiben: Serien aus den USA? Weil “amerikanisch” assoziere ich aktuell immer mit MAGA. Und MAGA ist für das Thema Sexualität abturnend)… was für ein Problem haben amerikanische Serien mit dem weiblichen Busen?
Wir sehen gerade auf Netflix die Serie “ The White Lotus”.
Nach sehr vielen positiven Kritiken und einer erregten Diskussion über die Qualität der 3. Staffel wurden wir neugierig und nicht enttäuscht. Da wir Serien Junkies sind, brauchen wir immer Nachschub, viel, viel Nachschub.
Sexualität spielt in der Serie eine große Rolle, sei es der pornosüchtige Sohn, der Vater, der Angst hat schwule Sexualpraktiken könnten ihm gefallen, der Flitterwochenmann der nach eigenen Aussagen immer kann….der Geschäftsführer des Hotels der, …..
Gleichzeitig sehen wir eine spanische Serie, “Handbuch einer Anstandsdame” die leichtfüßig im Stile von Brigdgerton ( die nächste Staffel, die 4., lässt noch auf sich warten..) daherkommt und im Umfeld des Heiratsmarktes im bürgerlichen Spanien um 18XX spielt.
Wenn man Erotik in Serien sehen will: schaut euch lieber solche spanische Serien an, z.B. auch “Valeria”.
Diese eher knallbunten spanischen Serien strahlen mehr Erotik aus, haben mehr Sex, als “The White Lotus” durch seine strengen “Jugendwarnungen” im Vorspann verspricht.
Amerikaner haben anscheinend prinzipiell nur Sex, wenn die Frau den BH anbehält und weitestgehend angekleidet “verkehrt”.
Die Sache ist dann auch relativ schnell erledigt, wobei der männliche Orgasmus als Stoppuhr dient.
Egal, wie viel Köpfe ansonsten in amerikanischen Serien fliegen, oder Gedärme rausgerissen werden, der BH bleibt beim Sex dran.
Mit männlichen Sexualorganen hat man weniger Probleme, z.B. bei “The Boys” und auch in “The White Lotus”.
Aber der weibliche Busen in einem erotischen Kontext bleibt tabu.
Man könnte auch von einer gewissen Verklemmtheit sprechen oder von einer sexuellen Bürgerlichkeit in der dem Manne, selbst für den Fall von homosexuellen Gelüsten, reichlich Freiheit zugesprochen wird, der Frau aber nicht.
Gerade der Busen, dieser erste Kontakt jedes Menschen zu einer Frau: denn auch Mütter sind Frauen,
obwohl das einigen -Ehe- Männern nicht immer bewußt ist. Dieser erste Kontakt, Nahrungsquelle und letzte sichere Verbindung zum Mutterschoß.
Diese in späteren Jahren für Männer aber der Pubertät an hoch erotische Zone und in pubertären Zeiten Sehnsucht vieler Jungen wenn sie ihre Klassenkameradinnen ansehen:
in der amerikanischen Film- und Serienlandschaft bleibt er, der weibliche Busen, bis auf wenig Ausnahmen tabu.
Der Körper der Frau wird, zumindest in Teilen, noch immer als öffentlich nicht gesellschaftsfähig betrachtet:
kein Gegenstand der sexuellen Alltagskultur.
Ein Frauenbild, das ich in Deutschland auch in erzkonservativen, christlichen aber eben auch in rechten Kreisen finde.
Es gibt mir zu denken, inwieweit der “Rechtsrutsch”, den wir aktuell international erleben, mit diesem spießigen biedermeierlichen Frauenbild zu tun hat, das dem Familienbild der rechten Bewegungen entspringt.
Familienbild und Frauenbild werden in rechten Kreisen immer zusammen gesehen. Der Frau wird ihre Eigenständigkeit als Persönlichkeit mit einer sexuellen Identität abgesprochen.
Sie wird einsortiert in ein rechtes gesellschaftliche Gesamtbild.
Kein Wunder, daß ” The Handmaid’s Tale” immer wieder als Synonym als Muster für die dystopische Welt genutzt wird, die AFD und Trump generieren wollen: eine Welt, in der Frauen nur noch als Produktionsmaschinen gesehen werden synonym für eine Welt, in der Leistung für den “Volkskörper” das Maß aller Dinge ist.
Das Familienbild der rechten Bewegungen jeglicher Couleur ist ein von offensichtlich sexuellen Neurosen geprägtes Geschlechterbild. Konsequent deshalb auch die Ablehnung alternativer Geschlechterrollen.
Warum diese neurotische Sexualität Hand in Hand mit einer permanenten Gewaltbereitschaft einher geht, dafür dürften die klassischen Psychologen reichlich Erklärungsmodelle haben.
Wie hieß es mal? Make Love, No War! Lange her.
Die tiefen-psychologische Deutung dürfte aktuell wenig hilfreich sein, weil diese rechten Neurotiker ihre Gewalt und Machtphantasien immer mehr in die reale politische Welt transformieren.
Die Frage bleibt offen, welche Rolle das Geschlechterbild in Serien bei dieser Entwicklung gespielt hat.
Daß Serien immer mehr die Grenzen der Gewaltdarstellung verschieben, zum Beispiel unter dem Deckmantel von Dystopien mag eine Rolle spielen.
Der Original ZOMBIE Film von George A. Romero aus dem Jahr 1978 erscheint heute wahrscheinlich bald mit Jugendfreigabe und würde bei heutigen Jugendlichen nur noch ein Gähnen hervorrufen.
Sein politischer Kern wird ja kaum noch wahrgenommen. Die aktuellen Zombie Derivate spielen in der Gewaltdarstellung in einer ganz anderen Liga.
Auch die damals sehr umstrittene Gewaltdarstellung in “Soldier Blue” 1970 diente einer politischen Botschaft.
Es gab seinerzeit lange Diskussionen, was darstellbar ist.
Heute sind Gewaltdarstellungen, die man sich in den 70 Jahren kaum vorstellen konnte, Gang und Gebe in der amerikanischen Serienkultur meistens nur dem Scream-Effekte geschuldet.
Mit der Zeit dürfte sich auch ein Gewöhnungseffekt eingespielt haben: für den Anblick expliziter Gewalt, nicht für den Anblick von Sex.
Denn heute, im Jahr 2025 sind sexuelle Inhalte wieder weitestgehend verpönt.
Die Art und Weise wie in der Alltagskultur mit Sexualität umgegangen wird sagt sehr viel über das Menschenbild, das in einer Gesellschaft vorherrschend ist, oder nach den Willen einiger vorherrschend sein soll.