Wie sieht Bremerhaven im Jahr 2050 aus?
Eine Satire, und keine Gebrauchsanleitung!
Der Platz vor der großen Kirche wurde in Melf Grantz Platz umbenannt.
Die Proteste der noch verbliebenen Bürger waren erfolglos.
Der mittlerweile greise Ehrenvorsitzende der SPD Sönke A., die Partei hat mittlerweile nur noch 20 hochbetagte Mitglieder,
drohte mit der Vernichtung der Zugangsdaten zur Haushaltskasse der Stadt.
Jeder in der Stadt nimmt diese Drohung ernst.
Die allein regierenden Grünen tagen nicht mehr in der Stadt, sondern haben sich auf einige künstliche Inseln in den Windparks vor der dänischen Küste zurückgezogen. Sie haben dort eine autonome, nachhaltig, vegane, queere Grüne Republik (GR) ausgerufen, und Bremerhaven als Teil ihres Staatsgebietes erklärt.
Bremerhavener können dort erst nach einem umfangreichen sittlich-moralischen Background-Check-up vorsprechen.
Die Geschäfte zwischen Bremerhaven und der GR werden digital erledigt. Drohnen stellen die Verbindung her, und bei den häufig auftreten Stromausfällen greift man auf trainierte Delphine und Brieftauben zurück.
Nach der Auflösung der katholischen Kirche sah auch die CDU keinen Grund mehr, das C im Namen zu führen, und löste sich auf. Niemand dachte daran, die Partei neu zu gründen. Die verbliebenen Mitglieder in Bremerhaven emigrierten ins Königreich Söderland.
Seitdem vermisst Bremerhaven einen der noch fahrtüchtigen Wasserstoffbusse.
Bremerhaven ist mittlerweile selbstständig und hat sich aus dem Land Bremen gelöst.
Die Stadt Bremen wurde zum Reallabor erklärt, und ist für normale Bürger aus Bremerhaven nicht mehr zugänglich, außer auf Empfehlung der Grünen Republik.
Die Stadt Bremerhaven hat nur noch 30.000 Einwohner, da viele aus den Bereichen geflohen sind, die zu nah am Deich gebaut wurden und während der Sturmflutsaison zwischen März und Dezember regelmäßig evakuiert werden müssen.
Die Extrem-Stürme in den 2030-er Jahren, und die Hitzewellen in der versiegelten Stadt waren für viele nicht mehr zu ertragen.
In der ehemaligen Lohmannstraße wurden die Gebäude ab dem dritten Stockwerk als Anleger ausgebaut, für die Schiffe, die die Auswanderer in die sicheren Länder in Südamerika bringen sollen.
Die Lohmannstraße gibt es nicht mehr. Der Platz wurde für die Verbreiterung und Erhöhung des Deiches benötigt.
Die Ruinen des Werftquartieres sind mittlerweile überwuchert, und man plant, diesen Bereich dem Naturschutzgebiet Luneplate zuzuschlagen.
Die aus dem Bremerhavener Zoo entflohenen Tiere haben sich in den Ruinen niedergelassen und vermehrt.
Dem Hafen geht es gut, er hat sich dank einer Gebietsreform nach Weser/Elbe Land (ehemals der nördliche Bereich von Niedersachsen) ausgeweitet und ist spezialisiert auf den energiefreien Transport der Waren, die dringend in den südlichen Notstandsgebieten von Deutschland benötigt werden. Segelschiffe nutzen die häufigen Stürme aus, und überqueren in nie vorher erreichten Geschwindigkeiten die Nordsee und den Atlantik. Bremerhaven ist an das Hyperloop Containersystem angeschlossen, das Europa wie ein Netz überspannt.
Die Innenstadt Bremerhavens und die Gebiete am Alten -und Neuen Hafen sind nur noch spärlich bewohnt, da es im Sommer zu heiß in den versiegelten Gebieten wurde. Niemand kann die Stromkosten für die Klimaanlagen, die meistens illegal installiert wurden, aufbringen.
Das Klimahaus fiel einem Extremwetter zum Opfer.
Hagel und Sturm waren zu viel, für die alte Fassade, und die Extremwetterausstellung war zuletzt nicht mehr sehr beliebt. Sie wurde von vielen als Verharmlosung empfunden.
Erste Stimmen sprechen schon davon, die Stadt aufzugeben.
Nur Sönke A. stemmt sich dagegen und hat sich an das Melf Grantz Denkmal gekettet.
Wo dieser geblieben ist? Niemand weiß es genau. Es wird gemunkelt, er hat sich auf das nun sehr angenehm zu bewohnende Grünland (ehemals Grönland) zurückgezogen. Manche meinen auch, eine Gestalt in den Ruinen des Werftquartiers gesehen zu haben. Aber dort hört und sieht man nur die Eisbären, die jetzt ganz grau geworden sind.