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Warum jetzt der neue Name, neue Domain?

Lenny ist tot, und das hat mich tief getroffen, fast 17 Jahre jede Minute zusammen, das ist, das war eine besondere Beziehung, aber, das ist jetzt nicht mein Thema.

Ich habe viel nachgedacht, die letzten Tage, und es hat sich schon jetzt viel verändert, wie ich mein Umfeld sehe und wahrnehme. 

Warum jetzt das mit der Laterne?

Die Laterne am Neuen Hafen war der wichtigste Anlaufpunkt von Lenny, als er es noch bis und um den Hafen schaffte. Er war schon ein Senior, als er nach Bremerhaven zog.

Laternen, sind vertikale Nachrichtensender- und empfänger für Hunde. Es ist eine asynchrone Kommunikation.
Hier gibt es alles zu erfahren, was gerade passiert ist.
Und, man will auf jeden Fall seine Marke hinterlassen: Ich war auch hier!

Im Grunde mache ich mit meinem Auftritt, mit meiner kleinen Seite hier, nichts anderes.
Ich nutze sie, um meine Sicht auf die Dinge darzustellen. Und, ich versuche natürlich auch “ bildlich gesprochen“ das Bein zu heben, und meine Marke zu setzen.

Hündinnen sind da auch nicht anders, nur etwas dezenter, aber es läuft aufs Gleiche hinaus.
Die Laterne, der Punkt zum Austausch von Nachrichten, ist zentral im Hundeleben.

Und auch in unser Leben, sei es Fernsehen, Radio oder Zeitung das Internet dienen diesem Zweck.
Wer posten kann, kann auch das Bein heben.
Unser Bedürfnis uns auszutauschen ist tief in uns verankert.

Aber nicht nur das, gerade in Vierteln mit einem hohen Anteil von Migranten können wir es noch erleben, was es heißt, wenn Straßen leben!
Wenn man aus dem Fenster schaut, und sich mit Nachbarn unterhält, Stühle auf die Straße stellt, um sich zu unterhalten. Da ist noch Leben, jenseits der deutschen Samstagabend Show.
Die Innenstädte, nach Geschäftsschluss, tote Orte. Aus diesem Grund meiden wir sie!

Also, rein bildlich gesprochen, nichts anderes mache ich hier, ich zitiere Nachrichten, berichte neues und hebe (metaphorisch) mein Bein.

Deshalb Lenny’s Laterne!

Aber es braucht noch zwei weitere Dinge, damit Hunde und Menschen glücklich in einer Stadt leben können:

Der Park!

Der Park ist der Treffpunkt außerhalb des intimen Wohnbereiches.
Hier wird getrascht ( Harrari war immer der Meinung, Sprache sei eine Erfindung, um besser tratschen zu können) hier gibt es Leckerli Quellen, andere Hunde, Freunde, Feinde.
Man tauscht sich aus, spielt, macht sich einen guten Tag und erlebt etwas.

Für Menschen entspricht dies in etwa den Plätzen in der Stadt, vor Kirchen, Denkmälern.
Der Stadtplaner Kaltenbrunner sagte einmal:

Plätze sind die Augen der Stadt.

Hier wollen wir andere Menschen treffen, sehen, gesehen werden, tratschen!

Und was braucht der Hund und wir noch?

Das Quartier

Hunde brauchen ihr Quartier, sie bestimmen selbst, wo die Grenzen sind. Natürlich geht es in jungen Jahren über Stock und Stein. Aber, ihr zu Hause ist das Quartier.  Da kennt man jede Ecke, jeden Geruch, und viele, die dort leben. Dort gibt es alles, was man braucht, incl. die freundlichen Menschen, die Leckerli bei haben, oder einen etwas streicheln.

Ich habe nie verstanden, wie Lenny, oder sein Vorgänger Fiddich solche Quartier abstecken. 

Sie hatten da andere Maßstäbe als ich. Die Straßen sind da nicht unbedingt immer eine Grenze. Manche Straßen sind einfach nur lästig, andere anscheinend Grenzen, die man nicht überschreiten will, aus welchen Gründen auch immer. Ich habe 40 Jahre in Münster gelebt. Aber das stimmt so nicht. Die Innenstadt von Münster war mir immer etwas suspekt und unheimlich und nie meine Welt, zu edel, viele Kirchen.. Nein, meine Welt war Mauritz, vor der Gentrifizierung.
Das war mein Quartier, und eine Welt für sich, jedenfalls noch vor ein paar Jahren. Das sah auch Fiddich so.

Hier gab es alles, was ich brauchte. 

Für Lenny war es in Bremerhaven der Bereich zwischen neuer Hafen und Rudloffstraße. Keine Ahnung, was er dort so spannend fand.

Aber der Begriff Quartier ist mittlerweile ein Modebegriff.

Er kann auch ausgrenzen, wenn Du nicht im richtigen Quartier wohnst, oder das Wohnen in einem Quartier als Qualitätsmerkmal, als Abgrenzung zu” Den anderen dort draußen” gesehen wird.

Ich benutze den Begriff nicht mehr so gerne in dieser Form, und bevorzuge Viertel oder eben

Der Block

Wenn ich Laterne, Park und Quartier zusammenziehe, nenne ich das mal Block. Der Begriff ist etwas aus der Mode gekommen ( dem Blockwart sei dank). Aber der Häuserblock beschreibt es schön, und Block fasst alles zusammen. Kiez geht auch, ist aber eben belegt.

Der Block, oder das Viertel sind offene Begriffe, hier wird niemand ausgeschlossen, weil er nicht dort leben. Man lebt offen für neue Erfahrungen, neue Mitmenschen. Man sieht den Wohnort nicht als Auszeichnung an, oder als Ausgrenzung.

Fazit:

Also, schon lange bevor Carlos Moreno die Superblocks von Barcelona, die 15 Minuten Stadt wieder entdeckt hatte, und daraus ein Prinzip der Stadtplanung machte, wußten Fiddich und Lenny, meine beiden Hunde,  worauf es in der Stadt ankommt.

Die Superberblocks wurden von Hunden erfunden!

In meinem Block treffe ich die Menschen, die ich kenne, ich kenne die regelmäßigen Abläufe, die mir Sicherheit geben, dass alles seinen Gang geht.

Als Fiddich starb, damals in Münster, haben mich Menschen angesprochen, die ich persönlich nicht kannte. Ich kannte die Gesichter, aber hatte nie ein Wort mit ihnen gewechselt. Ein älterer Herr sprach mich an, wo denn mein Hund sei. Er hatte uns immer beobachtet, wie wir, wie ein Uhrwerk, unserer Runden drehten, er meinte, man hätte die Uhr danach stellen können.
Ich war berührt, daß mich die Menschen im Block so wahrgenommen haben.

Aber genau das macht doch das Leben im Block aus, diese Sicherheit, daß alles seinen gewohnten Gang geht, daß man den Menschen vertrauen kann, weil sie sich kümmern, weil sie dort ihr Leben leben.
Und, daß ich dort alles habe was ich brauche.

Aber, das hat sich leider für uns Menschen geändert.

Was Fiddich in Münster Mauritz, und Lenny in Bremerhaven störte, ihre Blöcke wurden oft von Straßen zerschnitten, die für ihren Block keine Funktion hatten. 

Sei es in Münster die Warendorfer Straße, oder in Bremerhaven die Barkhausen- oder die Lloydstraße.
Sie störten einfach nur.

Und, sind unsere Städte heute so für uns Menschen gebaut, wie wir sie brauchen und wollen ?

Jahn Gehl hat das Kriterium 8/80 aufgestellt. Städt müssen sowohl für 8, als auch für 80 Jährige lebenswert und sicher sein.

Ist das in Bremerhaven und in vielen anderen Städten so?
Nein, nicht überall.
Die Blöcke sind zerschnitten.
Und die Menschen in den Blöcken, nehmen sie die Blöcke noch wahr?
Die Gentrifizierung fordert ihren Tribut, schön zu sehen in Münster-Mauritz.
Sie nutzen ihre Umgebung nur noch als Blase, und bleiben unter sich.
Oder, sie nutzen das Quartier als Schlafstelle, oder nur um zu Repräsentieren: man kann es sich leisten, dort zu wohnen.

Und was die Blöcke quasi zerlegt, zerschnitten hat, waren die Straßen, die nicht mehr für Fußgänger oder Radfahrer gedacht waren, sondern für Autos.

Geschäfte, die nur noch außerhalb meines Blocks sind, die kleinen Läden dort sind verschwunden, man fährt nach draußen.

Und die Innenstadt?
Die langen Fußgängerzonen, die es unmöglich machten, jemanden ohne Verabredung zu treffen, weil man nie am richtigen Ende ist. Man weiß nie, wo man sich hinsetzen kann, und sicher sein kann, jemanden Bekanntes zu treffen.

Die Plätze, die nur noch Pflasterwüsten sind, pflegeleicht für Laubbläser, aber nicht mehr für Menschen gedacht.
Wo sich jeder fragt, was soll ich da. Ein paar Stühle, die ich selbst zusammenstellen kann, eine Bank, Tisch mit Schachbrett, etwas Musik von Straßenmusikern. Nichts, nur Steine!

Gute Stadtplaner wie Jan Gehl, Kaltenbrunner oder Moreno setzen genau dort an, bei den Menschen und deren Wunsch, in einem Quartier oder Block zu leben.

Aber es braucht nicht Kopenhagen,

Hunde können das einfach so im Kopf, sie schaffen sich ihre Welt.

Für uns ist das schon komplizierter

Deshalb Lenny’s Laterne. Es müßte eigentlich heißen Lenny’s Laterne und Fiddich’s Quartier, aber das wäre zu lang.
Denn Fiddich war ein reiner Stadthund, der Türen anbellte, wenn sie nicht für ihn automatisch aufgingen.
Lenny kam auch gut auf dem Land zurecht, obwohl, Stadt fand er auch gut.

Beide Hunde hätten ein Denkmal verdient, für ihr Treue, und für die Erkenntnisse, die sie mir gebracht haben.


Was sie in ihren Kopf erschaffen konnten, dafür müssen wir noch viel tun.

Laterne, Park und Quartier, mehr braucht es nicht!

That’s All!

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Lenny

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