Respekt!
Der Begriff ist etwas aus der Mode gekommen, wenn er benutzt wird, dann denkt
man eher an ein “Kiez-Milieu”.
Respekt! 
Das Thema bildet den Kern meines letzten Videos, ergänzt durch eine …unplugged Aufnahme. s.u. oder


Es geht nicht nur um Bremerhaven, Karstadt, Werftquartier und Co.  
Wenn ein Bundeskanzler sagt: “Ich bin der Kanzler, und deshalb gilt das” WiWO vom 4.3.24
Dann werde ich nachdenklich
Richtlinienkompetenz als Basta Politik?
Da werde ich hellhörig.

Aber zurück nach Bremerhaven! Und wo ist die Verbindung? 
Und was hat Bremerhaven mit den Gilmore Girls zu tun?

SPOILER ALARM FÜR DIE GILMORE GIRLS



Ich bin durch Zufall auf die Serie (2006 bis 2007, ein Nachschlag im Jahr 2016) gestoßen.

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Woher die Qualität der Serie kommt?
Amy Sherman-Palladino und ihr Ehemann stecken dahinter. 
Beide waren auch für die fantastische Netflix Serie: The Marvelous Mrs. Maisel verantwortlich.
Wenn man etwas Klamauk übersieht, ist die Serie gespickt mit Lebensklugheit.
In dem geschlossenen Kosmos einer Kleinstadt werden viele ,auch soziale und politische Problemkonstellationen
durchgespielt.

Zwei Aspekte:
Die Townhall Meetings!
Alle Einwohner treffen sich regelmäßig und besprechen die gemeinsamen Probleme. Auf den Meetings werden gemeinsame Entscheidungen getroffen, die auch durchsetzbar sind.
Es wird heftig gestritten, aber wenn alle den Raum verlassen, wurde auch eine alle bindende Entscheidung getroffen.

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Ich bin mittlerweile kein großer Fan der Bürgerräte. Sicherlich, die Grundidee ist gut, aber, warum sollte ich mich mit anderen zusammensetzen und diskutieren, um eine Lösung ringen, wenn dies nur eine „Empfehlung“ für die Regierenden sein soll. Als Diskussionsveranstaltung ist das OK, aber auch nicht mehr. ‘
Als Vorbereitung für einen verbindlichen Bürgerentscheid, da wären Bürgerräte perfekt.
Aber, im KOA Vertrag für Bremerhaven hat es die Idee der Bürgerräte gerade mal bis zur Biotonne geschafft.

Über die Vorteile der deliberativen Demokratie als Ergänzung einer schwächelnden Demokratie habe ich schon viel geschrieben, und belasse es bei dem Verweis auf das Buch:
Gertrude Lübbe-Wolff (2023):
Demophobie. Muss man die direkte Demokratie fürchten?
Sie belegt in ihrem Buch, daß sich die Demokratie nicht vor einer Bürgerbeteiligung fürchten muß.
Im Gegenteil, beide Formen der Beteiligung von Menschen ergänzen und stützen sich.
OK, Townhall Meetings sind sicherlich keine Lösung für größere Städte,
aber das ihnen zugrunde liegende Prinzip schon!


Aber zurück nach Stars Hollow, dem Heimatort der Gilmore Girls.

In der 7ten Staffel, Folge 9: 
Grundstory: 
Lorelai hatte mit 16 ihre Tochter Rory bekommen und nach einem Streit ihre reichen Eltern verlassen.
Sie wurde, noch minderjährig, in Stars Hollow aufgenommen und durch die Eigentümerin eines Hotels gefördert.
Der Vater ihrer Tochter, Christopher, hatte “ sich zurückgezogen”.
Zu Beginn der Geschichte ist die Tochter ein Teenager. Etwas später taucht ihr Vater Christopher, nun erwachsen und mit schlechtem Gewissen, auf. Er wird später ein steinreicher Erbe.
Aus Kummer über die Probleme mit ihrer eigentlichen großen Liebe: Luke heiratet Lorelai den jetzt steinreichen Christopher. 

Ihre Freunde, die Bewohner von Stars Hollow, kennen die Vorgeschichte und sind “not amused” als Christopher im Leben von Lorelai und in ihrer Stadt auftaucht.
Sie trauen Christopher nicht, wollen Lorelai aber auch nicht vor den Kopf stoßen. 

Klappe, Folge 9
Lorelai will Christopher in die Stadtgemeinschaft einführen und nimmt ihn mit, zu einer Charity Veranstaltung: einem Wettstricken.
Wenn Stars Hollow Geld braucht, um z.B. eine marode Brücke zu sanieren, verlässt man sich auf die Gemeinschaft, auf freiwillige Spenden. Dies schmückt man gerne durch gemeinschaftliche Veranstaltungen aus. So wird z.B. ein Tanzwettbewerb ausgelobt, oder, wie in Folge 9, die Einwohner stricken um die Wette, und Sponsoren zahlen einen Betrag für jedes verstrickte Wollknäuel. 

Das ist der Plot.
Auftritt Christopher: 
…das Wettstricken ist im vollen Gange, alle haben ihren Spaß und der Stadtvorsteher Taylor verkündet, wie viel Geld schon zusammengekommen ist. -> YouTube

Auftritt Christopher: er ist trunken von der fröhlichen Atmosphäre, geht zu Taylor und verkündet, er werde den noch offenen Betrag für die Restaurierung der Brücke bezahlen. 

Kurze Freude.
Schnitt:  alle packen zusammen, die Feier endet abrupt.
Auf die Frage von Christopher, was denn nun los sei, antwortet eine Einwohnerin: 
….wir gehen nach Hause, warum sollen wir noch stricken, das Geld reicht doch jetzt.

Fazit: 
Die Gemeinschaft der Einwohner, das gemeinschaftliche Bewältigen eines Problems, 
das ist der Kit, der die Gemeinschaft in Stars Hollow zusammenhält. 
Das “Geschenk” von Christopher hat das eigentliche Problem gelöst, aber das gemeinsame Erlebnis zerstört.
Christopher hat diesen Zusammenhang nicht erkannt.
Er verliert auch Lorelai. 

Harter Schnitt: Bremerhaven
Die Bewohner kommen sich vor wie Bittsteller, die auf die Almosen anderen angewiesen sind.
Sei es das “Geschenk” der Najade, die Förderung der Innenstadt durch einen Investor oder Bundesgelder für Innenstädte in Not, oder ein Stadtteil für Besserverdienende, die die Stadt nach vorne bringen sollen.
Die Wirkung ist wie das Geschenk von Christopher.
Sein Geschenk hat die eigentliche Feier zerstört.
Er hatte die besten Absichten, aber:

Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.

George Bernhard Shaw

Ob Richard Sennet, oder Jan Gehl:
Eine Stadt besteht aus Menschen, die Gebäude sind eigentlich unwichtig,
oder wie Jan Gehl ein Buch betitelt: Leben zwischen Häusern.


Gebäude ohne Menschen sind Ruinen.
Wenn ich eine Stadt verstehen will, dann muß ich die Gefühle und die Geschichten der Menschen verstehen lernen.
Eine Stadt ist die Summe der Geschichten ihrer Menschen. Das macht sie lebenswert! Aber, diese Geschichten brauchen Räume, Räume für Menschen!

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Wie? 
Indem ich mit den Menschen rede und versuche sie zu verstehen.
Indem ich die Menschen so respektiere, wie sie sind!
Das geht nicht, wenn ich die Menschen nur in Workshops oder Veranstaltungen treffe, oder wenn ich eine Stadt für Touristen baue, und eine andere Stadt für die lange dort lebenden Menschen.
Das geht nur, wenn ich mit ihnen zusammen die Stadt erlebe, so wie sie ist, und mir nicht “meine” Stadt zusammenträume.

Das braucht Zeit. Es ist eine langsame Entwicklung, und mit dem Abreißen und dem Neu-bauen mache ich das, was Christopher gemacht hat:  ich beende das gemeinsame Erleben.

Schnitt: Bremerhaven.
Die “Machthaber” und Lenker denken in anderen Zeitkategorien, in politischen.


Und, da bin ich schon wieder beim Kanzler!
Auch Sicherheitspolitik, europäische Sicherheitspolitik ist eine Gemeinschaftsaufgabe, und
genau, dafür braucht man Respekt vor den Partnern, hier: den NATO-Partnern.
In dem FAZ-Beitrag, der für den o.g. FB Post verantwortlich war, wird vermutet, dass auch innenpolitische Gründe für die Haltung von Olaf Scholz verantwortlich sein könnten.
Das wäre schlimm.

Und in Bremerhaven?


 Der “Nachschlag” zum Video:

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