Ich habe gerade in meinen Personalausweis nachgeschaut. Ich heiße nicht Phil Conners.
Denn manchmal fühle ich mich so: der Wecker geht, ich stehe auf, schlage die Nordsee Zeitung auf und der letzte Tag wiederholt sich immer wieder: Karstadt, Werftquartier…..
Die Themen sind unterschiedlich, aber ein roter Faden zieht sich durch die Entwicklung der Stadt.
Es ist ein roter Strick, der die Stadt stranguliert, und ihr die Luft zum Atmen nimmt:
Das Selbstverständnis der Politik.
Die jeweils aktuelle Koalition sieht sich durch den Volkssouverän eingesetzt in der absoluten Macht, unterstützt durch viele Drohnenameisen in der Verwaltung. Wir machen es, weil wir es können.
Die Schaltzentralen der Macht, besetzt durch Parteigänger, eine “kommunale-Parteien-Aristokratie”.
Checks and Balances?
Ein Fremdwort.
Bei der Entwicklung des Werftquartiers verlässt man sich auf Verfahren
(Ausschreibung, -> Expertenkommission, -> Entscheidung)
die vielleicht mal vor 50 Jahren funktionieren konnten, aber nicht mehr in der aktuellen Welt.
Das Werftquartier ist eine große Chance für Bremerhaven.
Ich denke da immer an die Seestadt bei Wien als Muster. Aber, so läuft es hier offensichtlich nicht.
Was Bremerhaven fehlt, ist eine Art Richtschnur, Leitlinie, ein stadtplanerischer Codex,
keine Planung aus der Schublade, egal ob sich die Namen der Büros cool anhören:
Nachhaltigkeit gegenüber der Umwelt, Empathie gegenüber den Menschen.
Die Leitlinie gibt es leider nicht, und schon bei der ersten Entscheidung, was geschieht mit dem SSW Gebäude, kippt das ganze Hochglanzkartenhaus Werftquartier beim Thema Nachhaltigkeit zusammen:
Abriss, basta! Ich gehe mal davon aus, so geht es auch weiter!
Und das im Jahr 2024, im Heimathafen der Polarstern, und an der Heimatanschrift des AWI!
Warum immer diese Rigorosität?
Wie wäre es mit einem langsamen Vorgehen. Es muss nicht immer der Generalplan sein. Eine vorsichtige Entwicklung, die sich einer realistischen Wachstumsprognose der Menschen in der Stadt und den Umweltbedingungen einer Zeit des Klimawandels anpasst.
Ein Feld für experimentelle Wohnformen, Arbeitsformen, Lebensentwürfe.
Die Hafencity, auf die man sich so gerne bezieht, hat es nicht anders gemacht. Ein Sammelsurium und viele Experimente.
Aber, Bremerhaven ist nicht Hamburg.
Die Menschen ziehen nicht nach Hamburg, weil sie dort tolle Wohnungen finden. Viele downgraden ihre Wohnsituation, um am Leben in Hamburg teilzunehmen.
Das funktioniert nicht in Bremerhaven! Da reichen ein paar Schiffe, um die man sich auch nicht so richtig kümmert, nicht aus. Der Blick geht nicht über die Kaimauer des Alten und Neuen Hafens hinaus.
Kultur, und Lebensqualität gibt es reichlich in Bremerhaven. Aber, das ist oft politisch nicht zu recyceln.
Und so sucht man sich Flaggschiffprojekte, die der Stadt wenig bringen, aber die man mit einem politischen Branding versehen kann.
Man zieht das durch, weil man es kann.
Cave Bremerhaven!