Das Video war eigentlich als kleiner Reisebericht gedacht.
Der Bunker an der Feldstraße in Hamburg, an dem wir schon oft achtlos vorbeigingen, der Bunker wurde umgebaut, auf ihn wurde aufgebaut.
Ein Hotel, viele Nutzungen, Restaurant und ……ein Dachgarten.
Umsonst, nach einem, zumindest bei unserem Besuch schweißtreibenden, Aufstieg, gibt es einen unvergleichlichen Rundumblick über Hamburg, und ein Einblick in das Stadion von St. Pauli.


Aber Bremerhaven wäre nicht Bremerhaven, wenn es nicht doch noch am Ende des Tages eine Überraschung gäbe. Und so hat mich die Pressemitteilung von Melf Grantz überrascht, der sich dazu hinreißen ließ, von einem “Welpenschutz” für die Hoteliers in Bremerhaven zu sprechen.
Nur um zu begründen, warum man dieser arg gebeutelten Branche jetzt auf stadtbremischem Gebiet ein Hotel vor die Nase setzt.
So oft ich auch eine kritische Haltung gegenüber Melf Grantz einnehme, so schätze ich auch seine Besonnenheit, und fürchte ein wenig den Tag, wenn sein Nachfolger Bremerhaven einen Stempel aufdrücken will.
Aber, das war jetzt echt daneben, und unnötig.


Die SAIL und das Stadtjubiläum, zwei Wegmarken, die er setzten, will. Die SAIL, darauf freue ich mich schon. Leider wird sie nur den Bereich des Neuen/Alten Hafens betreffen, und ich hoffe, daß sie auch auf die restliche Stadt abfärben wird.



Aber, beim Gedanken an das Stadtjubiläum, da habe ich Bauschmerzen.
Zwei Jahresmarken: 1947 und 1827. Das sind zwei Jahre, die für Bremerhaven bedeutend sind.
1947 der Aufbruch in eine freie, weltoffene Welt.
Und 1827?
Bunker sind Zeugen einer Zeit, die niemand mehr erleben will.
Die Gesinnungen, die zu diesen Katastrophen geführt haben, sind auf einmal wieder präsent. Etwas glatter, etwas moderner. Aber immer noch der alte Nationalismus, der nur einen Weg kennt.
Städte tun sich schwer mit dieser Zeit.


Aber ein Blick auf die Statue auf dem Theodor-Heuss-Platz, eine stille Minute vor der Statue.
Die Bilder, die mir durch den Kopf gehen, mir machen sie Angst.

Bremerhaven setzt sich ängstlich mit dieser Geschichte auseinander.
1827, das Jahr, und das Jubiläum, beide hängen wie ein Damoklesschwert über der Stadt.

Dürfte Johann Smidt, der “Gründungsvater” von Bremerhaven auf dieser Bank Platz nehmen?

Eine gute Zusammenfassung zur Person Smidt auf ButenunBinnen, in einem Interview mit Catharina Spethmann und Helge Hommers.
https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/bremen-bremerhaven-johann-smidt-geburtstag-100.html

Die Nordsee Zeitung berichtet am 12.7. unter der Überschrift:
Jüdische Gemeinde: „Nur wo Demokratie ist, haben wir eine Chance“
https://www.nordsee-zeitung.de/Bremerhaven/Juedische-Gemeinde-Nur-wo-Demokratie-ist-haben-wir-eine-Chance-221692.html
über das jüdische Leben in Bremerhaven, und die Ängste. Die Beschmierung des Chanukka-Leuchters vor der großen Kirche fand nur verhaltenes Interesse in Bremerhaven, der aktuelle Artikel war schon lange überfällig.
Bremerhaven hat noch einen langen Weg vor sich, damit alle Menschen friedlich in der Stadt zusammenleben können.
Die Erinnerung an 1947 wäre wichtig, nicht die Erinnerung an 1827, außer als Mahnung, aber nicht als Jubelfest.


Ende Juni, es war ein herrlicher lauer Sommerabend, saß ich am Deich, nach einem Spaziergang durch die Stadt. Das Video ist eher eine Notiz. Es taucht auch nicht auf YouTube auf.


Ich bin kein Freund dafür, Städte moralisch zu schleifen, Geschichte unsichtbar zu machen.
Aber, wenn man Geschichte sichtbar macht, muß auch deutlich werden, was ein Denkmal, was ein Mahnmal ist.
Und das Stadtjubiläum? Für mich ein Grund, sehr nachdenklich zu werden und, wie Mircea Ionescu im Beitrag der NZ.zitiert wird:
„Distanz vergrößern, ein bisschen Abstand ist gesünder.“

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner