Meine Notizen zur Woche Nr. 31 in Bremerhaven, aktualisiert am 5.8.2022 10:00
5.8.2022 | Freiheit, die wir meinen ; |
4.8.2022 | Karte der bemerkenswerten Personen ; Kreuzung Lloyd/Barkhausen und das Braes Paradoxon |
3.8.2022 | Maritimen Tag ; Kreuzfahrtschiffe ; |
2.8.2022 | wie das Auto die Straßenbahn killte, und Stromkonzerne die Solarenergie |
1.8.2022 | Kreuzung Barkhausenstrße/Lloydstraße |
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5.8.2022 Freitag
Der Beitrag von Carolin Emcke reiht sich ein, in eine Reihe von Beiträgen, die sich mit unserer Art zu Leben auseinandersetzen. D.h. eine Art zu leben, welche die individuelle Freiheit als Maßstab ansetzt, und jede Begrenzung dieser individuellen Freiheit als Verzicht sieht.
So beschäftigt sich auch der Beitrag in der FAZ mit der Diskussion, dass wir verzichten sollen, konkret aufgrund des Ukrainekrieges.
Aber, wie die Diskussion um das Tempolimit zeigt, werden auch die Einschränkungen, die notwendig wären, um den Klimawandel einzugrenzen, in erster Linie als Verzicht, als Verlust empfunden.
Mit allen psychologischen Konsequenzen der gut erforschten Verlustaversion, die hier aber kein Thema sein soll.
Der Begriff Askese wird in dem Beitrag der FAZ mit einem Verzicht gleichgesetzt. Er hat aber nur am Rand mit Verzicht zu tun.
Askese bedeutet Übung, Weiterentwicklung, also alles andere als Verzicht.
Die Frage wird nicht im individuellen Kontext diskutiert, sondern im Kontext der Regierungsform Demokratie.
Im Kern geht es um die Frage, ob diese Askese, oder dieser Verzicht in einer Demokratie von den Citoyen verlangt werden kann, oder ob die Freiheit der Citoyen grenzenlos ist.
Kann also auch Verzicht, Einschränkung durch den Staat bestimmt, zum Wesen einer Demokratie gehören, wie die Freiheit.
Wie wirken Freiheit und Demokratie zusammen?
In der Zeit schreibt Elisabeth von Thadden in ihrem Beitrag”Knapp und Gut” zu diesem Thema
Im Kern ist das, was man herausgefunden hat, dies: Ganz gleich, welche Knappheit herrscht und was man als solche empfindet, ihre Auswirkungen auf den Menschen sind ähnlich, und sie sind machtvoll. Sie machen unfrei.
Knappheit und Verzicht werden also grundsätzlich als Einschränkung der Freiheit begriffen.
Aber wessen Freiheit meinen wir, wenn wir von Freiheit sprechen?
Die FAZ schreibt über die Verantwortung der heute Dreißigjährigen, die durch ihr Handeln die Welt nicht mehr in den Zustand an ihre Kinder übergeben werden, wie sie bei ihrer Geburt war.
Den Klimawandel zu bekämpfen ist seit den Siebzigerjahren Ziel der internationalen Staatengemeinschaft. Und trotzdem ist das Ziel keinen Schritt näher gerückt. Im Gegenteil, ausgerechnet in diesen letzten dreißig Jahren hat die Geschwindigkeit der Erderwärmung noch einmal deutlich zugenommen.
Was hat das jetzt mit Demokratie und Freiheit zu tun?
Zitat von Frederic Hanusch der in dem Beitrag der FAZ zitiert wird:
Mit Verfassungen, die entstanden, als man den Begriff „Klimawandel“ noch nicht kannte, kommt man jedenfalls nicht weit – und radikale politische Schritte gab es bislang nur nach mittleren Katastrophen. Eine Dürre in Hessen reicht nicht, es müssten schon die Innenstädte brennen.
Also ist der Eingriff des Staates erst gerechtfertigt, wenn Städte brennen?
Die Qualität von politischen Systemen, die Qualität von Demokratien, entscheidet, wie wir mit dem Klimawandel umgehen werden, so heißt es in dem Beitrag weiter.
Genau hier hat das Bundesverfassungsgericht in seinem Klimaurteil angesetzt.
Bei dem Begriff der Freiheit zukünftiger Generationen.
Diese wird dann eingeschränkt, wenn das jetzige Handeln zu Zuständen führt, welche die Freiheit der nächsten Generation einschränken werden, weil das Ressourcenbudget schlicht aufgebraucht ist.
Also ein Freiheitsbegriff auf der Zeitebene.
Dazu griff das Bundesverfassungsgericht auf das bestehende Grundgesetz zurück, auf das bestehende System.
Freiheitsrechte muss ich ausüben können, und das kann ich nicht, wenn meine Existenz als solche bedroht und gefährdet ist.
Diese Freiheit auf der Zeitebene, die das Bundesverfassungsgericht definiert, wirft die Frage auf:
Wie wir es denn mit der Freiheit auf der horizontalen Ebene halten, die ist uns ja bedeutend näher ist, diese Einschränkungen merken wir sofort. Und selbst auf dieser Ebene sind wir kaum bereit uns einzuschränken, Klima hin, Krieg her.
Christine Stresemann, Richterin am BGH hat es in einem Beitrag in der SZ mal so ausgedrückt:
Es ist doch eine Binsenweisheit, dass meine Freiheit immer nur so weit reicht, bis sie die Sphäre der anderen berührt. Ich wundere mich, dass man es als Zumutung empfindet, sich ein wenig einzuschränken im Interesse der anderen. Dass man Rücksicht nehmen muss, wo man eng zusammen lebt – ich dachte, das versteht sich von selbst.
Aber dem ist anscheinend nicht so, wie wir mittlerweile seit den “Querdenker Demos” wissen.
Freiheit wurde dort grenzenlos verstanden, dem Stadt das Recht abgesprochen, diese zu begrenzen, auch wenn der Andere durch eine mögliche Ansteckung mit Covid gefährdet ist, und das Gesundheitssystem vor der Überlastung steht, d.h. Menschen sterben werden.
Von Einschränkungen auf der Zeitebene der künftigen Generationen ganz zu schweigen.
Philipp Lepenies bringt in seinem Beitrag in den “Blätter für deutsche und internationale Politik”, Augabe August 2022 die o.g. Aspekte zusammen.
Verzicht als erste Bürgerpflicht!
So der Titel seines Beitrages.
Das hört sich schon anders an, hier geht es also nicht mehr um die Rechte des Einzelnen, sondern um dessen Pflichten!
Aber, seine Erkenntnis ist schmerzlich!
Die Freiheit, die wir heute gerne so hochhalten, ist für ihn im Wesentlichen eine Konsumentenfreiheit.
Wir sind nicht mehr Individuen, sondern werden schon lange von der Wirtschaft nur noch als Konsumenten betrachtet, die isoliert von einer abstrakten Gesellschaft, ausschließlich im eigenen Interesse handeln.
Er schildert das Aufkommen dieses neoliberalen Weltbildes und fasst es mit Margaret Thatchers Behauptung zusammen, wonach es keine Gesellschaft gibt, sondern nur Individuen.
Sie ist Ausdruck einer sich verstärkenden Extremindividualisierung mit wenig Blick für den Nächsten, die Allgemeinheit und die schädlichen Effekte des eigenen konsumtiven Handelns.
Philipp Lepenies
Lepenies sieht in der aktuellen Diskussion um die Verteidigung der Freiheit ein Problem der Souveränität der Citoyen.
Entscheidend für die radikale Ablehnung von Verbot und Verzicht ist der Stellenwert des individuellen Konsums. Zum einen, weil in den aktuellen Transformationsdebatten ein Verbot immer den individuellen Konsum beschneiden würde; zum anderen, weil Konsum und das Recht, ungehindert zu konsumieren, das genaue Gegenteil von Verzicht sind.
In dieser Vorstellung löste auch der Konsument den politischen Bürger als Souverän ab.
Der Staat rückt nach hinten, ist nur noch Verwaltung und Beiwerk, um die so verstandene Freiheit auszuüben.
Dies kann auch erklären, warum der regulierende Staat als das Böse schlechthin angesehen wird.
Ihm wird außerhalb der Welt der Konsumenten schlicht die Legitimation abgesprochen, den Konsum, d.h. die Freiheit zu konsumieren, zu begrenzen.
Hieß es seit Hobbes noch:
Der Staat gehört den Bürgern, und die Bürger sind der Staat.
So heiß es in Zeiten des Neoliberalismus:
Der Staat und das Individuum sind etwas grundsätzlich Verschiedenes.
Das immer weiter sinkende Interesse im Land Bremen an der Politik (ein Drittel interessieren sich nicht mehr dafür) sind Symptome dieser Dichotomie von Bürger und Staat.
Und selbst die Grünen trauen sich kaum, im Angesicht des konkret spürbaren Klimawandels von Verzicht zu sprechen, und retten sich, ähnlich wie die SPD, in Zukunftsphantasien.
Diese Konsumwelt ist eine Scheinwelt und hat mit der realen Welt kaum etwas gemeinsam.
Beim Klimawandel stoßen Schein und Wirklichkeit dann aufeinander, besonders wenn die Auswirkungen des Klimawandels schon spürbar sind.
Aber der gestaltende Staat hat sich langsam verabschiedet.
Die Konsumfixierung, die Hyperindividualisierung, die fehlende Gemeinwohlorientierung mögen Folgen des Neoliberalismus sein. Im Grunde sind sie aber ein zivilisatorischer Rückschritt. Der Staat und die Demokratie werden geschwächt, der Einzelne ist nicht länger Citoyen, sondern nur noch Consommateur. Die Allgemeinheit hat er jedenfalls nicht mehr im Blick, nur noch sich selbst. Und wen er auch im Blick hat, ist der Gegner, das Monster Staat.
Aber, so stellt Lepenies fest, nur die Demokratie ist in der Lage, uns aus diesem Dilemma zu befreien. Wir, die Citoyen müssen uns wieder als Teil des Staates verstehen, und anfangen, diesen zu gestalten gegen den Extremindividualismus, den diejenigen propagieren, die nicht den Menschen, sondern nur noch den Konsumenten sehen.
Es gibt wohl kaum so ein treffendes Bild, wie die Autoschlangen, die Staus die sich während den Ferienzeiten bilden um zu verdeutlichen, wohin der Individualismus uns geführt hat.
Eine Lösung?
Darauf komme ich noch zurück, wenn ich mich mit der Deliberativen Demokratie beschäftige.
Aber , jetzt ist Wochenende!!
4.8.2022 Donnerstag
Heute sollte ja Ruhetag sein, aber, dieser Tweet war doch zu interessant:
So meldet die Stadt Bremerhaven stolz:
Stolz wäre ich darauf nicht.
Es ist eine der am besten erforschten Zusammenhänge, daß
Der Ausbau des Verkehrssystems führt langfristig dazu, dass es mehr Verkehr gibt.
Das ganze nennt sich Braes Paradoxon.
Es ist in der Praxis bestens erforscht, und gilt auch, als mathematisches Gesetz, in Bremerhaven.
Durch die Baumaßnahme der Stadt werden jetzt noch mehr LKW-Fahrer den Weg über die Barkhausen/Lloyd nehmen.
Wirklich keine gute Idee, vorsichtig ausgedrückt!
Verkehrswende, wie Bremerhaven sie im Jahr 2022 sieht.
Es geht mehrspurig durch die gute Stube der Stadt., ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Bürger, die in der Barkhausenstraße und Lloydstraße wohnen.
Die bisherigen Lärmmessungen haben gezeigt, daß die Straßen in Bremerhaven gesundheitsschädlich sind. Das sah auch das OVG Bremen so (PDF) Geschehen ist bisher nichts! Bremerhaven macht sich momentan mit seiner Verkehrspolitik lächerlich. Selbst Melf Grantz ist mittlerweile unwohl bei dem Gedanken an die Columbusstraße. Die jetzigen Maßnahmen sind ein Zeichen, daß man nicht verstanden hat, was Verkehrswende bedeutetet, obwohl man das Klimahaus und das AWI beherbergt.
Was haben
- Adolf Butenandt
- Carola Höhn
- Herbert Kölbel
- Lale Andersen
gemeinsam? OK, bei Lale Andersen klingelt es.
Laut der Karte von Topi Tjukanov sind das die bemerkenswerten Personen aus Bremerhaven.
Die Karte stützt sich auf Wikipedia Daten, und es mach Spaß darin zu scrollen!
Heino Ferch arbeitet noch an seiner Stellung, und was mit dem Denkmal für Melf Grantz wird?
3.8.2022 Mittwoch
Mal in eigener Sache!
Meine Frau meint, ich mecker zu viel über Bremerhaven!
Mir fiel natürlich sofort eine Szene aus Theo gegen den Rest der Welt ein:
das Auto geschrottet, der Job und die Freundin weg, Enno macht ihm Vorwürfe, und was sagt Theo?
Nein, Bremerhaven ist für mich eine tolle, spannende Stadt. Über Münster zu schreiben, da viele mir nicht ein Bruchteil von dem ein, was ich hier bereits geschrieben habe. Also, alles gut.
Und, natürlich kann ich nicht jeden Tag längere Beiträge schreiben, wer informiert werden möchte, wann es was Neues gibt kann mir unter
[email protected]
eine Mail schreiben. Ich werde dann über Neuigkeiten informieren.
Ich plane einen Newsletterserver einzurichten, aber das dauert noch ein paar Tage.
Zu den guten Nachrichten:
Die maritimen Tage in Bremerhaven waren ja mal eine Notlösung, aber schon die ersten Maritimen Tage waren klasse. Vielleicht lag es auch genau daran, dass man in Corona Zeiten etwas improvisieren musste.
Die Stimmung am Neuen Hafen war toll. Und da ich ja direkt dort wohne, konnte ich auf den nächtlichen Hunderunden beobachten, wie viel Spaß die Beatzungen hatten.
Und am nächsten Tag eine wunderschöne Morgenstimmung, wenn alles noch ruhig war.
Diese Veranstaltung durch weitere musikalische Events zu ergänzen, ist eine tolle Idee.
Ich freue mich also darauf!
Bremerhaven und die Kreuzfahrtschiffe. Ein schwieriges Thema.
OK, ganz so schlimm ist es nicht.
Ansonsten bleibt es bei der Formel: 3 qm Eis pro Tonne CO₂.
Also, jeder kann selbst ausrechnen, warum die Scholle immer kleiner wird.
2019 wollte Svenja Schulz nicht einmal verraten, wieviel Tonnen CO2 wird ausstoßen. .
Der WWF hat einen Vergleich gemacht, und die CO₂-Fußabdrücke verschiedener Reiseformen untersucht:
(pdf)
Danach ist eine Kreuzfahrt noch immer besser, als eine Fernreise mit dem Flugzeug. Die Gegenüberstellung des WWF zeigt aber auch, wie wichtig die Art der Anreise ist, und die Bordverpflegung.
Sicherlich ist nicht jeder bereit, sich auf einer Kreuzfahrt vegan zu ernähren, und ein Blick in die Angebote des Veranstalters zeigte auch, so ganz preiswert ist das nicht!
Aber, die Richtung stimmt! Kreuzfahrten sind nicht per se eine schlechte Urlaubsform.
Touristen in Kästen sind an sich eine prima Sache, da der Grad des Recyclings an Bord sehr hoch ist.
Kreuzfahrten könnten mal die Urlaubsform sein, ohne “Schiffsscham” ( Flugscham).
Individualtouristen sind schon problematischer. Sie suchen eine Welt, die Ludwig Thoma so beschreiben würde::
Jedenfalls versteht der Sommergast unter Idylle einen Ort, wo es seinesgleichen nicht gibt,
Ludwig Thoma Altaich 3. Kapitel
Aber, in Bremerhaven sieht die Anreise bzw. Abreise nach wie vor so aus:
Das geht gar nicht.
Irgendwann wird Bremerhaven, nach dem Austausch der politischen Mannschaft, das Ziel haben, eine Klimastadt zu werden. Dazu gehört dann auch, eine klimaneutrale Anreise mit dem Zug zum Kreuzfahrtschiff, das dann hoffentlich mit klimaneutralen Treibstoffen, gebunkert in Bremerhaven, in See stechen wird.
Also, wenn das Columbusterminal neu gebaut wird, wäre es idiotisch, keine Zuganbindung zu bewerkstelligen, bzw. diese zu planen und zeitnah umzusetzen.
Columbus Bahnhof, so hieß es mal, und so sollte es auch wieder heißen.
Und, leider noch viel zu selten in Bremerhaven: Flusskreuzfahrten. Die Passagiere kommen direkt in der Stadt an, und bekommen schon bei der Einfahrt Richtung Hafenwelten den richtigen ersten Eindruck. Flusskreuzfahrtschiffe lassen sich relativ einfach auf alternative Antriebe umrüsten. Interessant sind hier die Konzepte der Heineken Brauerei, Titel des Beitrages “Das Bier kommt per Batterieantrieb“
2.8.2022 Dienstag
Der Film “Die Erdzerstörer” , eine ARTE Dokumentation, zeigt eine Entwicklung, welche die aktuelle Situation der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen bis zum heutigen fatalen Endpunkt aufzeigt.
Zwei Aspekte aus dem Film greife ich heraus: Verkehr und Solarenergie.
Die Entwicklung des Autos als beherrschende Art der Mobilität.
Diese Entwicklung wird bis heute mit Wirtschaftswachstum gleichgesetzt, mit Innovation, und als Fortschritt begriffen.
Diese Entwicklung führte zur Zerstörung ganzer Städte und bringt einen ganzen Planeten an seine Grenzen.
Diese Entwicklung ist nicht abstrakt, sie hat Gesichter, Verantwortliche.
Sie hat mit Geld, Macht und Eitelkeiten zu tun.
Die Gier und das Weltbild einiger, weniger waren und sind der Motor.
Eine Welt, die viele Formen der Mobilität kannte, Städte, die für Menschen gebaut waren, diese Welt wurde zerstört.
Diese Zerstörung wird aufrechterhalten, aus wirtschaftlichen Interessen, oder weil man es nicht besser weiß, selbst wenn, wie in Bremerhaven deutlich wird, dass man selbst aktiver Teil des Klimawandels ist.
Das Auto hat Mobilitätsformen verdrängt, die wir erst jetzt langsam wiederentdecken, wie die aktuelle Diskussion um die Straßenbahn in Bremerhaven zeigt, und das zögerliche Verhalten der “Verantwortlichen” zu Radverkehr und Einschränkungen des Autoverkehrs.
Der Fußgänger findet weder im Bundesverkehrsministerium eine zuständige Abteilung, noch beim Magistrat in Bremerhaven.
Erst zögerlich versucht die Mobilitätsbeauftragte und der Verein Fuß e.V. dies zu ändern. David gegen Goliath.
Sich auf der Columbusstraße, einer Straße, die mitten durch die City Bremerhavens führt, außerhalb der touristischen Ziele als Fußgänger zu bewegen, ist nicht vorgesehen.
Von der kommunalen Ebene, bis hin zu den Straßenverkehrsgesetzen, hat die Autolobby sich durchgesetzt.
Die Straßenbahn war, und ist dabei ein Sinnbild des Kampfes: Gemeinwohl gegen Individualismus.
Der Bus, auch als Wasserstoffbus ist nur ein müder Abklatsch einer Mobilität für alle.
Denn auch er benutzt die Flächen, die das Auto den Menschen in der Stadt gestohlen hat, sozusagen als Trostpflaster für diejenigen, die sich kein Auto leisten können, aber durch den Verkehr leiden müssen.
Aber die fossile Lobby hat auch auf anderen Gebieten gewütet:
1948 entwickelt Maria Telkes (MIT) ein Solarhaus, das sich zu 75 % selbst versorgt. Viele Architekten übernahmen ihre Ideen, und Solarenergie wurde zu einer Art Ideal.
Man wollte Öl einsparen, das für den Krieg benötigt wurde.
Wie es weiterging? Folge dem Geld!
Die Stromanbieter hatten kein Interesse an solchen Techniken, sie wollen Strom verkaufen, keine Energieneutralen Gebäude.
Sie setzten Marketingstrategen ein, um das Problem: “regenerative Energie” zu beseitigen.
Diese leisteten ganze Arbeit: Strom wurde als Symbol für Fortschritt. Stecker und Leitung, Symbole für eine neue, moderne Welt.
Dieser Marketingerfolg der Stromanbieter wirkt bis heute. Strom wird noch immer als Allheilmittel betrachtet.
Aber auch ein E-Bike und ein E-Auto reihen sich in diese Geschichte bis heute ein, werden als Allheilmittel betrachtet, ohne darauf zu schauen, woher der Strom kommt, oder, welche Auswirkungen auch ein E-Auto hat.
Die Stromerzeugung ist streng reguliert.
Es geht nicht darum, Strom zu verteufeln, es geht darum aufzuzeigen, wie wirtschaftliche oder politische Monopole wirken, und dass man denjenigen wenig vertrauen sollte die behaupten, es gebe nur eine Lösung!
Auch das Ende der Straßenbahn in Bremerhaven reiht sich in diese Fehlentscheidungen für die Zukunft ein!
Wie aktuell die jetzige Diskussion um die Straßenbahn ist, zeigt ein Film aus den 1980’er Jahre.
Im Rückblick wird deutlich, dass hier keine Politik für die Menschen in der Stadt gemacht wurde.
Erst jetzt, da Gas und Öl als Machtmitttel eingesetzt werden, und auch deutlich wird, dass wir die letzten Jahre auf Pump gelebt haben, kommen Techniken wieder auf die Agenda, die man schon vor Jahrzehnten kannte, aber die man aufgrund eines blinden Fortschritts- und Wachstumsglaubens nicht weiterentwickelt hat
Welche Verschwendung von Zeit und Ressourcen!
Hierzu passt der Beitrag von Jens Gehrke in der Nordseezeitung vom 30.7.2022.
Fast 29 Prozent von Bremerhavens Kohlendioxid-Emissionen gehen auf den Verkehr zurück
NZ vom 30.7.2022
Bremerhaven ist für 13.4 % der Emissionen im Land Bremen verantwortlich, was an sich gar nicht mal so ein schlechter Wert ist.
Leider wird noch immer zu wenig auf die Auswirkungen des Verkehrs jenseits der CO2 Werte geachtet.
Bremerhaven hat nach wie vor ein Lärmproblem und ein Versiegelungsproblem.
Der Verkehr gefährdet die Gesundheit der an den Hauptadern lebenden Menschen und bestimmt das Aussehen der Stadt. Der Versiegelungsgrad ist hoch und wird zu Extremwetterproblemen führen.
CO2 Einsparungen bedeuten nicht nur Energieeffizienz, sondern sind ein Zeichen eines Ressourcenverbrauches.
Der Klimawandel wird immer noch auf der Grundlage eines irrationalen Fortschrittsglaubens als reines Energieproblem gesehen, das” Captain Future” schon irgendwie lösen wird.
Aber wir haben ein Ressourcenproblem, und es gibt keine grüne Lösung.
Der Earth Overschot Day datierte in Deutschland bereits im Mai.
Ein grundlegendes Umdenken ist notwendig.
Aber wenn ich den Abriss des alten Finanzamtes in Bremerhaven sehe, oder die Planung für das Werftquartier sehe ich da keine Anzeichen für ein Umdenken.
Es wird weitergemacht, als wenn es kein morgen gibt. Man handelt für das Heute, ohne Rücksicht auf das Morgen.
Auf das Thema komme ich noch zurück!
1.8.2022 Montag
„Die Barkhausenstraße – unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2022.
Eine Störung des Verkehrskontinuums in Bremerhaven wurde gemeldet.
Dies sind die Abenteuer von Kapitän Lenny und Eki, die mit einem
1 m langen Bollerwagen unterwegs sind, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen.
Viele Meter von Zuhause entfernt, dringen sie in Bereiche vor,
die sie nie zuvor ohne Gefahr betreten konnten.”
„Raumschiff Enterprise” in der Bremerhavener Version
Wie auf einem fremden Planeten, so kam es mir vor.
Die Kreuzung Lloyd/Barkhausen und Columbusstraße wird erneuert.
Nach der Theorie der CDU in Bremerhaven müsste es zu Engpässen in der Versorgung kommen, da die Columbusstraße nicht mehr durchgängig befahrbar ist.
Toilettenpapier hatte ich reichlich eingekauft, aber Bremerhaven steht noch.
Am Freitagabend war es natürlich spannend, zu sehen, wie der Verkehr mit der neuen Situation klarkommt.
Viele, meistens Poser, hatten das Schild “Durchfahrt verboten” wahrscheinlich noch nie gesehen.
Die “Freie Fahrt für freie Bürger” wurde behindert, so etwas hatten sie noch nie erlebt.
Die Wendemanöver, waren dann lustig, und wenn einer in die Sackgasse fuhr, fuhren die nachfahrenden PKW natürlich sofort hinterher. Man hätte wirklich stundenlang zusehen können.
Eins machte die Situation aber deutlich:
Der immense Platzverbrauch der Kreuzung!
Bei der Vorstellung des Gutachtens über den Rückbau Columbusstraße ließen die Gutachten keinen Zweifel daran, dass sie diese Kreuzung und das Platzangebot für den automobilen Verkehr in diesem Bereich für vollkommen überzogen hielten.
Die Bilder der für den Verkehr gesperrten Columbusstraße belegen den Wahnsinn dieser Verkehrsplanung.
Die Nordseezeitung betitelte einen Bericht am 30.7.2022:
Mehr Tempo beim Klimaschutz!
Mein Kommentar auf Facebook:
Wie sieht der Fahrplan denn aus?
– Auch ein Verkehrsentwicklungsplan ist kein Allheilmittel. Der Verkehr muß schlicht reduziert, entschleunigt werden. Die Klimaenquete hat dazu reichlich Anregungen gegeben.
– Auch Wasserstoffbusse sind Busse, es bleibt beim Ressourcenverbrauch, Feinstaub und Lärm, eine Lösung sind sie nicht, eher eine Brückenlösung.
– Die energetische Sanierung von Gebäuden? Hört sich gut an, ist auch richtig. Aber, der Neubau von Gebäuden ist das eigentliche Problem. Und Bremerhaven will Bauen!
– Pendlerverkehr verbessern? Reichlich Studien haben belegt, dass es ohne Verbote nicht gehen kann.
– E Mobiltiät als Lösung? Fast die Hälfte des Stroms werden aktuell durch fosile Brennstoffe erzeugt. E Autos sind nach wie vor Autos, sie verbrauchen enorme Ressourcen zur Herstellung, und verbrauchen Platz während des Betriebes. Sie sind Teil des Problems, uns nicht die Lösung.
– Hierzu auch https://www.heise.de/…/Missing-Link-Das-Versagen-des…
Die Klimaenquete und Bibliotheken von Handreichungen für Kommunen haben den Weg aufgezeigt.
Aber, die Empfehlungen der Klimaenquete wurden aktuell von der Stadtverordnetenversammlung niedergestimmt, und eine Einschränkung des Verkehrs ist für die aktuell „Verantwortlichen“ nicht einmal denkbar. ( Columbusstraße)
Kurz: Bremerhaven hat nicht mal ansatzweise einen Plan, wie der Klimawandel begrenzt werden kann.
Energieneutralität ist nicht Klimaneutralität!
Der Verkehr in Bremerhaven ist für 29 % der Verkehrsemissionen verantwortlich.
Der Verkehr in Bremerhaven ist so weit weg von einer Verkehrswende, wie es nur möglich ist. Der automobile Verkehr umworben, Rad und Fußverkehr werden nur registriert, wenn es zu Protesten kommt, oder wenn man Premium Radwege, die das Land bezahlt, eröffnen kann.
Die Kreuzung Lloyd/Bark/Columbus -straße steht hierfür wie ein Mahnmal.
Die Stadt ist meilenweit vom Theme Klima weg. Klima keine Chefsache.
Obwohl, was die Columbusstraße angeht, fürs Protokoll, hier muß ich Melf Grantz ausnahmsweise loben!
Das Gutachten zur Columbusstraße wurde von der Handelskammer Bremen in Auftrag gegeben.
Im Rahmen der Vorstellung des Gutachtens machte Melf Grantz klar, daß auch er einen Rückbau der Columbusstraße begrüßen würde.
Nur, die Widerstände in der Koalition sind groß, und ohne einen Generalplan Klimawandel, Verkehrswende, ohne dass diese Themen ganz oben auf der Agenda landen, wird das nichts. So bleibt alles nur unmotiviertes Stückwerk!
Aber auch der Gesundheitsschutz sollte endlich Chefsache werden.
Ich hatte schon darüber berichtet, dass die Stadt geltendes Recht nicht umsetzt, obwohl die Messdaten für den Lärm in der Stadt nach dem OVG Bremen besorgniserregend sind, geht die Stadt dem nich weiter nach. Der Beschluß des OVG stammt aus 2016, aber die Angst des Magistrates vor der Autolobby ist zu groß.
Es wird wohl nur eine Klage helfen,