Meine Notizen zur Woche 38 in Bremerhaven. Aktualisiert am 23.9.2022 13:00
23.9.2022 | Lloyd Werft mit neuem Yacht Konzept; |
20.9.2022 | Kajen ; Der verkaufte Wald ; Kein Konzept beim Tourismus |
19.9.2022 | Was ist los mit dem Transport auf See? Der schwarze Schwan auf See! |
23.9.2022 Freitag
Die Versammlung der Stadtverordneten gestern war höchst interessant, und ich habe darüber einen kleinen Cast gemacht.
10 Minuten sind natürlich sportlich, aber es ist auch eine sehr persönliche Sichtweise, und kein Protokoll.
Eine Sache finde ich noch bemerkenswert. Durch einen Beitrag in der NZ bin ich auf ein Projekt der Lloyd Werft aufmerksam geworden.
Man darf sich jetzt nicht abschrecken lassen, (Superyacht) und das Projekt stigmatisieren.
Natürlich kam mir auch sofort die Black Perl in den Sinn
Aber das, was die Lloyd-Werft, da andenkt, geht bedeutend weiter. Es ist auch ein Konzept über Nachhaltigkeit im Schiffsbau.
Ich werbe ja schon seit langem für die Fair Sail, eine SAIL ohne romantisierenden Blick auf Segelschiffe, sondern eine Veranstaltung, auf der Segelschiffe als Transportmittel der Zukunft gesehen werden.
Und genau hier passt das Konzept der Lloyd Werft rein.
Also, klasse Idee, und es könnte für Bremerhaven Türen öffnen, und einen Weg in die Zukunft zeigen.
Weiterhin wäre es natürlich auch eine gute Idee, wenn sich lokale Werften damit beschäftigen würden, wie man den internen Hafenverkehr dekarbonisieren könnte.
20.09.2022 Dienstag
Tja, meine gestrige Zusammenfassung der Tagesordnung der StVV muß ich ein wenig ergänzen.
Jens Gehrke schreibt heute in der NZ (leider Paywall) über die Vorgänge zum Reinkenheider Forst.
Im Antrag der Grünen wurde nicht so richtig klar, daß es sich konkret um den Verkauf des Waldes dreht, wobei nicht klar ist, was danach geschieht, denn das liegt dann in den Händen des Investors.
Das gleiche Lied, das momentan in der Innenstadt gespielt wird: Alle Macht den Investoren.
Hans-Jochen Vogel: „Grund und Boden sind keine Ware“ so ein Beitrag im Vorwärts . Aber, den scheint in der SPD kaum jemand zu lesen, oder höchstens nur die ersten Seiten.
Denn, was in Bremerhaven passiert, ist ein Trauerspiel. Die Stadt sieht sich selbst als Schnäppchenmarkt.
Zu den Kajen:
Der Beitrag ist auch wieder Paywall (es lohnt sich die Zeitung zu kaufen) und schildert, wie der Magistrat und die KOA wie ein aufgeregter Ameisenhaufen Schadensbegrenzung versuchen. Der arme Bernd Schomaker wird offensichtlich nicht zu allen Terminen eingeladen, und jetzt muß alles ganz schnell gehen und…. Wenn die Sache nicht so ernst wäre, und für die Stadt zur echten Gefahr werden könnte… Ich würde mich zurücklehnen, und das Schauspiel genießen.
Souveräne Stadtpolitik sieht anders aus.
Und natürlich noch der Beitrag über die Schließung der Ankerherz-Filiale in Bremerhaven.
Bremerhaven konzentriert sich nur auf den neuen Hafen, auf das Klimahaus, ohne sich mit dem Thema Klima und Seefahrt groß zu beschäftigen. Nur die SAIL und maritime Tage können es doch nicht sein, und ab und zu mal ein kleines Event.
Es fehlt die Klammer, die das alles zusammenhält.
Das Thema Klima, und eine Stadt, die sich den Themen Klima und Klimarisiken stellt, das wäre eine Klammer.
Aber die Politik konzentriert sich lieber auf das, was sie als Leuchtturmprojekte sieht, weil sie vor der realen Welt die Augen verschließt, und tief in die Welt der Immobilienprojekte eingetaucht ist.
Wie Fantasie aussehen kann, bei der Gestaltung von Städten am Meer?
Das gleiche Thema bei der Innenstadt.
Claudia Bitti hatte immer versucht, diese Klammer zu bilden. Die Stadt wieder den Menschen zurückzugeben, Menschen nicht nur als Konsumenten zu betrachten. Kultur und Konsum zu verbinden.
Was macht die Stadt, die KOA, die SPD?
Das Projekt, das diese Klammer bilden könnten, wird infrage gestellt:
Sie scheiterte aber an der Fantasielosigkeit der Verantwortlichen in der Stadt, die dem alten Bild des Konsumtempels hinterherjagen. Die Bild der Innenstadt ist schon lange überholt.
Wenn man mit den großen Jungs spielen will, muß man wissen, was man da macht!
Ich bin gespannt, wie dies “Anker”Projekt mal enden wird.
19.9.2022 Montag
Mit diesen einstürzenden Molen, und Türmen und Kajen, man kommt gar nicht mehr zum Tagesgeschäft.
Aber ich denke, der Sturm wird sich legen, die SPD wird wieder stärkste Kraft, mit den üblichen Verdächtigen, und alles wird wieder seinen gewohnten Gang gehen. Und nichts wird sich in der Stadt ändern.
Aber die Welt hat sich mittlerweile weitergedreht, und wenn sich Bremerhaven nicht ändert, insbesondere die SPD, wird die Stadt abgehängt.
Bremerhaven, DSM und Greenshipping, das passt gut zusammen:
Aber kommen wir mal zum Kerngeschäft: Warentransport auf See!
Hapag-Lloyd kann vor Kraft kaum laufen. Anders kann ich den Beitrag in der Verkehrsrundschau vom 29.8.2022 nicht deuten
Nominell handelt der Beitrag von der Normalisierung der Lieferketten, doch Rolf Habben lässt sich zu der Bemerkung hinreißen:
Habben Jansen sagte, Hapag Lloyd fasse weitere Beteiligungen an Containerterminals ins Auge.
“Wir haben in den letzten Jahren gelernt, dass es vorteilhaft sein kann, bei der Abfertigung der eigenen Schiffe einen gewissen Einfluss auf die Infrastruktur zu haben.”So seien die Erfahrungen mit dem Containerterminal Altenwerder der HHLA in Hamburg und mit dem Terminal Tanger Med von Eurogate am Mittelmeer sehr positiv.
Gerade wurde der Einkauf von Cosco in den Hamburger Hafen abgewehrt.
Aber, es geht nicht nur darum, ob sich Chinesen dort einkaufen wollen. Es geht um die Rolle der Reedereien, um deren Monopol, das sie immer weiter ausbauen.
Hapag Lloyd stattet nun auch seine Container mit GPS Trackern aus.
Das heißt, sie können bald jeden Container egal wo kontrollieren, und letztlich auch steueren.
Speditionen sind da nicht mehr nötig.
Das wäre jetzt an sich nichts Besonderes, aber es drängt der Verdacht auf, dass da mehr dahintersteckt.
2M / Ocean Alliance / The Alliance
3 Konsortien haben sich den Weltmarkt auf See aufgeteilt. Über 90 % des internationalen Warenaustausches läuft über See.
Was es bedeutet, wenn es da im Getriebe Sand gibt, haben wir erlebt.
Aber ich habe auch Nassim Taleb gelesen, seine Bücher Schwarzer Schwan, und Antifragilität.
Und was wir hier sehen, ist wie ein Lehrbuch der Warnungen aus seinen Büchern.
Corona, Ukraine, Extremwetter, Big Ship Problems im Suezkanal, Klimawandel.
Bis auf den Klimawandel, sind es alles schwarze Schwäne, d.h. Ereignisse, die niemand vorhersehen konnte.
Auch 2008 kam die Wirtschaftskrise wie aus dem Nichts, und viele Volkswirte sehen ihre Wissenschaft seit dem eher als Wahrsagerei an. Sie hatten es nicht kommen sehen. Auch 2008 gab es “Too Big To Fail”, und wir wissen, wie das endete.
Und genau diese Situation finden wir heute vor, nur auf dem Meer. Die großen Reedereien sind Too Big To Fail, und wissen das auch.
Da braut sich gerade der perfekte Sturm zusammen!
Ob sich die Lieferketten erholen? Hapag Lloyd sagt ja, andere sind da bedeutend vorsichtiger. Niemand weiß, wie sich die Streiks in Felixstone auswirken, und wie sich China mit den Folgen des Klimawandels herumschlagen wird.
Wenn die Frachtraten jetzt runtergehen,
dann bedeutet das eigentlich nur, dass die Konjunktur schwächelt. Und da kommt Hapag mit diesen Wünschen?
Man will das Frachtgeschäft komplett kontrollieren, jeden Zentimeter auf See oder in den Häfen.
Das Transportmonopol wäre mit diesen Bausteinen perfekt.
Für die Häfen, ein Desaster. Sie werden zu Lakaien der Reedereien, zu Dienstleistern haben sie sich schon längst gemacht.
Denn ihre eigentliche Aufgabe in einer Welt, in der sich nicht alle an die Regeln halten, wäre die, von Gatekeepern, und nichts anderes wird die Carbon Tax, und die Bilanzierung des Co2 des Transportes bedeuten.
Kurz: Die Reedereien sind heute das, was die Banken im Jahr 2008 waren!
Die Reedereien wittern auch weitere Gefahren, und die Bemühungen, den Transport CO₂ neutral zu gestalten, sind groß!
Aber, das ist eigentliche eine positive Entwicklung, gleich aus welcher Motivation.
Beispiele gibt es mittlerweile reichlich:
Ein Beitrag in der Welt kommt in diesem Zusammenhang etwas martialisch daher, hat aber in der Sache recht.
„Wir müssen den Schiffbau nach Europa zurückholen“
Lauber: Europäische Werften können Schiffe mit weniger Ausstoß von Treibhausgasen bauen als asiatische Werften – das wäre ein Kriterium, um einen Rahmen für den europäischen Schiffbau zu schaffen.
Ein anderes wäre dies: Europa muss in großem Umfang auch auf die Absorbierung und Speicherung von Kohlendioxid setzen. Viele übersehen, dass CO2 auch ein Rohstoff ist, den wir auch künftig brauchen werden – zum Beispiel, um gemeinsam mit regenerativ erzeugtem, ,grünem‘ Wasserstoff in Raffinerien synthetische Kraftstoffe herzustellen.
Um das hinzubekommen, muss das CO2 künftig zirkulieren wie eine Pfandflasche, und wir brauchen eine Infrastruktur für den Transport, zum Beispiel mit speziellen Tankern, die in Europa gebaut werden könnten.
Ansätze sind schon erkennbar!
Aber hätte nicht zum Beispiel die Lloyd Werft nicht viel besserer Zukunftschancen, wenn sie in das Entwicklungsgeschäft für alternative Antriebe eingestiegen wäre?