Montag, der 15.1.2024 Das war er also, der Tag, an dem der OB den (symbolischen) Schlüssel für das Karstadt Gebäude an den Abrissunternehmer abgab.

Schon skurril, daß man den Abriss eines Gebäudes zelebriert, wie das Herausschneiden eines Geschwüres.
Was für ein Widerwillen diesem Gebäude entgegengebracht wird, das gibt mir schon zu denken. Das ist schon fast Hass auf ein Gebäude, das vielen eine Heimat war.
Dies Schwarz-Weiß-Denken, das hier zum Vorschein kommt, ist der aktuellen Stadtplanung außerhalb von Bremerhaven, mittlerweile fremd. Man versucht den Bestand zu nutzen, umzubauen, neu zu gestalten.
Das hat nicht nur damit zu tun, daß man Ressourcen schonen will.
Es hat auch damit zu tun, daß man die Bindungen, die die Menschen mit Gebäuden haben, selbst solche Gebäude, die nicht von allen als schön empfundenen werden, dass man diese Bindungen nicht einfach kappen will.
Eine lebenswerte Stadt hat mit diesen Bindungen zu tun.
Diese Bindungen kann man kaum erzwingen, aber man kann sie schnell, sehr schnell zerstören. Dann ist es eine Stadt, wie sie eine kleine Gruppe von Experten, oder auch selbst ernannten Experten, sich erträumt, aber keine Stadt, in der sich die Menschen ZUHAUSE fühlen.



ZUHAUSE, ein Begriff, der erst in letzter Zeit näher betrachtet wird. Z.B. vom Philosophen Emanuele Coccia, der “eine Philosophie eines scheinbar vertrauten Ortes” geschrieben hat,
ZUHAUSE, das Wort wird viel zu selten benutzt.
Warum fühlen wir uns an manchen Orten ZUHAUSE , an anderen nicht.
Das betrifft unsere Wohnung, unser Viertel, aber auch auf unsere Stadt.


Die Entfremdung, die wir in unseren, auf Konsum und Entertainment getrimmten Städten empfinden, wirkt sich auch darauf aus, wie wir auf Politik reagieren, die unser Leben reguliert. Wir sehnen uns oft nach “Der Guten Stube” der Stadt, die nur selten aus neuen Konsumtempeln oder Zweckbauten besteht, aber oft aus dem Bestand einer Stadt.

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Manchmal historisch, manchmal hässlich, aber immer: die GUTE STUBE, unsere GUTE STUBE.
Die Gute Stube einer Stadt braucht keinen Grund, außer den, dass wir uns dort wohlfühlen.


Die Art und Weise, wie lokale Akteure mit unserem Umfeld umgehen, wie sie es manchmal verachten, das nehmen wir persönlich, ziehen uns zurück oder hören auf Rattenfänger, weil wir uns von denen gehört fühlen.
Bindungen, Beziehungen zu einer Stadt, zu deren Gebäude! Damit, mit dem Kappen der Beziehung der Menschen zu der Stadt, damit tut man sich in Bremerhaven leicht. Man verachtet das alte, von Arbeit ganz graue Bremerhaven, und will lieber eine hübsche neue Stadt! Aber, eine Innenstadt wechselt man nicht so leicht wie ein Auto. Warum diese Verachtung des Bestandes?
Schwer zu sagen! In der Zivilgesellschaft in Bremerhaven ist der Abriss des Karstadt Gebäudes kaum ein Thema. Man beschäftigt sich lieber mit einer schier endlosen Zahl von Entwürfen, Studien, Gutachten, Workshops und “Beteiligungen”. Diese Maßnahmen suggerieren eine Macht der Menschen, ihre Stadt zu gestalten, die sie tatsächlich nicht haben, und die man ihnen auch nicht geben will. (die Bio Tonne mal ausgenommen……)
Einer Handvoll Akteuren wird die Seele der Stadt überlassen. Warum? Bremerhaven kann viel selbstbewusster auftreten, als es momentan nach außen auftritt. Eine Großstadt am Meer, nah am Puls der Zeit! Eine “Basta Politik”, wie sie in Bremerhaven aktuell zelebriert wird, das haben weder die Menschen noch die Stadt verdient. Aber, die Menschen werden wieder mit ein paar maritimen Erzählungen in den Schlaf regiert.

Ich will den Tag aber nicht so ausklingen lassen. Der Schnee, der heute so plötzlich und heftig über die Stadt kam, erzeugte schöne Bilder am Himmel, am Hafen und am Deich. Und das sollte das letzte Bild vom 15.1.2024 sein, das wir vor Augen haben sollten!

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