Da sind einige Videos auf meinem Kanal neu hinzugekommen.
Natürlich, der Unfall der Alex II ist ein großes Thema,
Aber, eigentlich sollte die Weser die Hauptrolle spielen!
Es hört sich so selbstverständlich an!
Aber, die Weser so wahrzunehmen ist nicht selbstverständlich Bremerhaven.
Ich habe mich während der maritimen Tage an die Weser gestellt, und mir ein paar Gedanken über die Mole und die Pläne für das Weser Strandbad gemacht.
Erstaunlich ist, dass die Weser für die Bremerhavener eine eher untergeordnete Rolle spielt.
Man sieht sich als Stadt am Meer, als Seestadt. Mir selbst ist der Name des Flusses, der Bremerhaven in Brot und Arbeit bringt und brachte, eigentlich nur bei den Weserterassen begegnet, und die haben Probleme mit der Grenze zum Fluß, den Kajen.
Bremerhaven sieht sich lieber als Großstadt am Meer, als Seestadt!
Köln ist die Stadt am Rhein, Hamburg freut sich über die Elbphilharmonie, und Bremerhaven?
Bremerhaven ist nun mal eine Stadt an der Weser, am Fluß.
Das Meer, die Nordsee, liegt weiter im Norden.
Das Video Fragilität I, nimmt das Schicksal der Alex II, und die aktuellen Nachrichten zum Schrumpfen der grünen Fraktion in Bremerhaven zum Anlass, in das Thema einzuführen. Zugegeben etwas sportlich, aber das Video soll auch zeigen:
wenn man glaubt, man wisse, wie es läuft, dann läuft es eben anders als man denkt.
Zurück zur Weser.
Wir hatten über viele Jahre eine Datsche an der Werse, ein kleiner Fluß bei Münster.
Ich bin in Ahlen geboren, und die Klinik, in der ich geboren wurde, lag, bzw. liegt an der Werse. Ahlen, meine Geburtsstadt, bezeichnet sich stolz als Wersestadt.
Ich bin dem Fluß lange treu geblieben.
Was ich in der Zeit gelernt habe?
Die “kleine” Werse war eine Persönlichkeit, manchmal lieblich, man konnte auf ihr mit einem Tretboot fahren (….. Lenny hat das geliebt), doch manchmal hat mir der Fluß auch Angst gemacht: wenn nach einem starken Regen die Strömung immer stärker wurde, und das Wasser immer höher stieg. Beeindruckend.
Mit dem Umzug nach Bremerhaven habe ich die Werse mit der Weser vertauscht,
und lebe wieder an einem Fluß.
Aber warum gehen die Bremerhavener so distanziert mit der Weser um?
Sie sehen sie als eine Art maritime Autobahnauffahrt zum Wirtschaftsraum Nordsee.
Ein Fehler! Was wir vergessen? Die Fragilität von Flüssen!
Überhaupt die Fragilität unserer Lebensumwelt und wie wir damit umgehen sollten.
Der Begriff “Fragilität” ist schwierig zu umschreiben.
Verletzlichkeit trifft es nicht so gut, an sich ist es diese hauchdünne Grenze zwischen einem stabilen Zustand, und dem Kippen in einen unkontrollierbaren Zustand.
Eine Schale, ein Golfball. Das reicht aus um etwas zu zeigen:
Mit ein wenig Kraft bekommt man den Golfball aus einem chaotischen Zustand (Mitte) in einen stabilen Zustand (oben rechts). Man gibt einfach Energie zu (…lassen wir die Thermodynamik mal beiseite….)
Übertreibt man es aber mit der Zufuhr von Bewegungsenergie, so treibt es den Golfball aus dem System ( …oben links).
Also das, was wir momentan mit Bravour machen, in dem wir die Ressourcen und Möglichkeiten unserer kleinen blauen Kugel überreizen.
Der Ball ist nicht weg, aber er wird es sich in einem anderen System, und viele davon sind denkbar, wieder bequem, d.h. stabil machen.
Eigentlich sind die Kipppunkte Fluchtpunkte!
Denn da kippt eigentlich nichts, sondern der Ball springt in die nächste Schale und versucht, in einen stabilen Zustand zu kommen. Bis dahin werden wir in einem chaotischen Zustand leben.
Wir, wir sind das eigentliche Problem, denn wir können nur in einem dieser Systeme, in einer dieser Schalen, überleben.
Die anderen Systeme mögen stabil sein, aber für uns sind sie i.d.R. lebensfeindlich oder unerreichbar. ( ….außer man hat einen Warp Antrieb, aber da müssen wir noch bis 2063 warten, und suchen einen neuen geeigneten Planeten!)
Nils Minkmar, der durch seinen Artikel bei mir den Anstoß für das Thema Fragilität gab, hat sich mit der Verletzlichkeit, unserer Verletzlichkeit, in einem Beitrag im Magazin der Süddeutschen Zeitung beschäftigt.
Diese Zone, diese hauchdünne Membran zwischen unserem gewohnten Leben, und dem, was mit einer Diagnose, oder auch nach einem Unfall passiert.
Da man nicht immer mit diesem Gedanken leben kann, verdrängen wir ihn gerne.
Viele kennen die Situation, wo sich in einer Sekunde alles ändert.
Da ich seit meinem 16. Lebensjahr Motorrad fahre ( ….die Mofa rechne ich mal nicht mit), vielleicht ein anderer Ansatz.
Motorräder haben an sich zwei Zustände, einen stabilen, und einen, da schaut man schon mal, ob es noch einen Fluchtweg auf den Acker gibt.
Eigentlich funktioniert Motorradfahren nach simplen physikalischen Grundsätzen, die man in der Quarta lernt.
Leider ist das nicht allen Fahrern bewusst, aber das ist der Physik egal.
Wenn man auf der Autobahn schnell, na ja, sagen wir mal “zügig”, fährt, dann ist ein Motorrad mit seiner Masse ein erstaunlich spurstabiles Gefährt, ein richtiges Geschoss.
Das wird spätestens dann zum Problem, wenn man die einmal eingeschlagene Richtung ändern muss. Jeder Motorradfahrer kennt die Situation: eine Bodenwelle an der falschen Stelle, ein unbemerktes Schlagloch, und die Sache wird kippelig. Der einmal eingeschlagene Weg durch eine Kurve, auf der vermuteten Ideallinie, ist nur schwer zu korrigieren, wenn man den Kuhhaufen zu spät sieht.
Motorradfahren spielt sich also immer an dieser Membran zwischen Stabilität und Fragilität ab.
Beim Motorradfahren ist aber genau das der eigentliche Reiz, diese Konzentration am Scheideweg, die dann auch zur Meditation werden kann.
Im “sonstigen” Leben mögen wir diese Fragilität nicht, wir mögen es lieber stabil und beherrschbar.
Wenn ich den Focus jetzt weite, auf unsere Umwelt (…. und den ganzen Rest), dann haben wir es eigentlich immer mit fragilen Systemen zu tun, nichts bleibt so wie es ist (…… außer die SPD in Bremerhaven…)
Bei Flüssen sehen wir die Fragilität erst dann, wenn es zu spät ist, und sie ihren eigenen Gesetzen folgen.
Diese, unsere Unfähigkeit mit komplexen Systemen umzugehen, hat Dietrich Dörner in seinem Buch, “Die Logik des Misslingens “beschrieben , und Gerd Girgerenzer wird nicht müde uns zu zeigen, wie wenig wir mit vielen natürlichen Gesetzmäßigkeiten, mit Zahlen und Statistiken, mit Risiken umgehen können.
Dessen ungeachtet, meinen die Fürsten der Flußbaggerei der Weser, sie wüssten, wie man die Wasser-Autobahn Weser bearbeiten kann, damit sie ein noch besserer Verkehrsweg wird.
Wie wenig wir diese Zusammenhänge beherrschen können, zeigt sich an der Situation, die aktuell am Panama-Kanal herrscht: Aufgrund der Dürre sind die Wasserquellen, die das Wasser zum Schleusen liefern sollten, oft versiegt.
Nun können nur noch kleinere Schiffe den Kanal passieren. D.h. ihr, der Reedereien, eigenes Verhalten, immer größere Schiffe zu bauen, immer mehr zu transportieren ohne auf den Klimawandel zu achten, also ihr Beitrag zum Klimawandel hat dazu geführt, dass sie nun unmittelbar mit den Konsequenzen konfrontiert werden.
Das hindert die Fürsten der WeserBaggerei nicht, weiterhin ihr Geheul anzustimmen: die Weser müsse sich den wirtschaftlichen Wunschträumen anpassen.
Ne, macht sie nicht, sie wird zurückschlagen, wie es die Elbe schon getan hat.
Der menschliche Erfindergeist kann alle Probleme lösen. Dieser Irrtum ist nicht neu, und es gab ihn schon vor der FDP.
1755 ein großes Erdbeben und ein Tsunami zerstörten Lissabon: 30.000 Tote.
Der Tod des Optimismus, so der Titel eines Beitrages auf Deutschlandfunk Kultur über die Katastrophe.
Duch ein kleines Büchlein bin ich auf die Geschichte aufmerksam geworden: “Trotzdem”, ein Dialog von Alexander von Kluge und Ferdinand von Schirach .
Die Katastrophe von Lissabon im Jahr 1755, der Tod von über 30.000 Menschen durch ein Erbeben und einen Tsunami hatten zwischen Voltaire und Rousseau zu einer Diskussion geführt. Voltaire sah im Geiste der Aufklärung auch in dieser Situation noch immer die Möglichkeiten des Verstandes, d.h. der Technik nicht genügend ausgereizt (…sozusagen auf FDP Kurs), während Rousseau etwas nachdenklicher auf die Grenzen hinwies, die uns die Natur gibt.( …Fridays for Future)
Diese Front hat sich eigentlich bis heute nicht geändert, da wir nach wie vor meinen, wir könnten durch Innovation und Technik alles lösen.
Dem ist nicht so! Die aktuelle Politik sieht nicht die systemischen Zusammenhänge.
James Lovelock hat schon vor Jahrzehnten seine Gaia Hypothese entwickelt.
Art hat eine Doku darüber veröffentlicht, und wenn wir heute über Kreislaufwirtschaft reden, nutzen wir eigentlich die von James Lovelock aufgestellten Gedankenansätze.
Wir müssen den komplexen Systemen, bzw. der Natur, den Flüssen, den Landschaften Rechte einräumen, damit sie um ihren Erhalt kämpfen können. .
Was würde die Weser machen, wenn sie die Fürsten der Weservertiefung belangen könnte? Sie würde sie fortjagen, weit weg, wo sie nichts anstellen können.
Tja, was würden die Flüsse sagen, wenn sie sprechen könnten?
Tja, viel Spaß bei dem Video!