Gestern, die Versammlung der Stadtverordneten von Bremerhaven. Meine Handnotizen ->
Aber, was mir wichtiger ist, wie fühlt sich das an, wenn man die Reden, die Diskussionen dort hört.
Alle Beteiligten waren, und sind engagiert, und sie kämpfen um ihre Stadt.
Auch wenn ich die Tätigkeiten einiger Verantwortlichen mit kritischen Worten begleite, alle geben ihr Bestes.
Alles gut?
Nein, es liegt eine Schwere über der Stadt, die gestern fast mit Händen zu greifen war.
Politik, ob im Kleinen oder im Bund ist ein Marathon der kleinen Schritte.
Aber das reicht nicht aus, denn ab und zu muss es diese Lichtmomente geben.
Ein kleiner Film, der auf der Art Space 2020 gezeigt wurde, drückt das besser aus, als ich es hier beschreiben kann.
Ich war gestern Mittag auf einer Veranstaltung, die eher von der älteren Generation besucht wurde.
Dort habe ich sie gesehen, die leuchtenden Augen, wenn sie von einer Stadt Bremerhaven sprachen, die ich nur als kleiner Junge kennengelernt habe.
Lichtmomente?
Ja, die Zeit als das Klimahaus entstand. Einige der Protagonisten sind noch in der Stadt aktiv, mehr oder weniger.
Man kann solche Momente nicht erzwingen, nicht steuern.
Und das ist das Problem der Stadtregierung, das Problem von Melf Grantz.
Egal wie viel Machbarkeitsstudien er in Auftrag gibt, wie viele Experten beauftragt werden, wie viel Pläne gemacht werden.
Es sind diese kleinen Momente, in denen die richtigen Menschen am richtigen Ort, zur richtigen Zeit mutige Entscheidungen nach ihrem Gefühl treffen.
Ohne Netz!
Das merkt auch Melf Grantz, der die Stadt liebt, und alles gibt.
Aber diesen Lichtmoment, den kann man nicht erzwingen.
Man kann nur die Voraussetzungen schaffen, dass er möglich wird.
Dafür braucht es Freiheit, und Gefühle.
Mein Gefühl?
Leider kein gutes.
Einige, die, wie wir, nach Bremerhaven gekommen sind, sind wieder fortgezogen, oft frustriert von der Stadt, obwohl sie voller Elan gekommen waren. Ich komme mir manchmal vor wie “The Last Man Standing”. Den alle fragen:
Was machst Du denn noch dort?
Wird sich was ändern?
Wahlen dämmern am Horizont, die Umfragen rufen: es wird einen Wechsel geben, wenigstens einen kleinen.
Ich habe mir die Listenaufstellungen angeschaut, die Kandidaten von SPD, Grüne, CDU.
Die alte Situation wird verfestigt, man bereitet sich darauf vor, den Mangel weiter zu verwalten.
Mutlos, auf Wahlen ausgerichtet eben, trübe formulierte Ziele, mal will regieren.
Kann man etwas ändern?
Gute Frage.
Wie kann ich wieder das Leuchten in den Augen erzeugen, das ich da gestern Mittag gesehen habe?
Hoffnung?
Jaein.
Ich habe einige Menschen in der Stadt getroffen, bei denen habe ich dieses Leuchten in den Augen gesehen,
wenn sie von der Stadt sprachen, von ihren Zielen, Plänen, Wünschen.
Und, was tun?
Vielleicht auch mal über Gefühle sprechen.
Warum?
Was sind Städte, Stadtviertel “Wert”?
Immoscout zeigt es gnadenlos an, in Euro.
Es ist nicht der Gebäudewert, die energetische Sanierung oder die Solarpanels, nicht einmal das Umfeld.
Es sind nicht diese Werft/Hafen/Am Wasser Viertel, die mittlerweile überall gleich aussehen.
Was den Wert “bildet”, das sind Gefühle, das Image.
Die Immobilienspezialisten/Entwickler agieren selbstbewusst, aber hilflos.
Sie sehen, wie einige Viertel aufsteigen, die sie lieber abgerissen hätten,
und ihre “entwickelten” Gebiete oft zu Investitionswüsten werden.
Sie wissen es nachher natürlich immer besser!
Ein Beispiel, wie sich so ein “Wert eines Viertels” fast unbeabsichtigt ändern kann, ist die provisorische Unterbringung des Staatstheaters in Köln ( Im Film ab Minute 8:10) und die Auswirkungen dieser Maßnahme auf die neue Umgebung in Mühlheim. Keupstraße.
Eine Umgebung, die vorher für viele wohl eher im Bereich No-Go gehandelt wurde, ändert sich durch das Provisorium des Theaters.
Es war purer Zufall, dass das Theater dort einen Behelfsbau errichtete, und keiner hat mit diesen Auswirkungen auf das Umfeld gerechnet.
Es ist dem Direktor des Theaters peinlich, dass gerade er nun Auslöser für eine Gentrifizierung ist.
Da ist er, dieser Moment für das Viertel. Und wir werden das bald auch auf Immoscout sehen.
Reden wir also lieber über Gefühle, als über Immobilienentwicklung und Stadtentwicklung.
Man kann nicht am Reißbrett ein “lebenswertes” “wertiges” Viertel, eine lebenswerte Stadt planen.
Die Menschen, ihr Gefühl für die Stadt, für das Viertel, das ist wichtig und nur das zählt.
Und, dies Gefühl muss wieder zurückkommen in die Diskussion.
Die Parteien, die politischen Szene in Bremerhaven bietet zurzeit kein geeignetes Umfeld für diese Sichtweise auf die Stadt.
Sie sind alle etwas “betriebsblind” geworden.
Das bringen der Job, die Aufgabe, die vielen Sitzungen und Meinungen, die man vertritt, oder hat, eben mit sich.
Diese Schwere über der Stadt, die ich in den letzten Wochen gefühlt habe,
diese Mut- und Kraftlosigkeit, parteiübergreifend, muss raus.
Wir müssen wieder das Leuchten in den Augen finden, das ich bei keiner Partei gesehen habe.
Dies Leuchten habe ich nur bei einer Gruppe alter Menschen gesehen, die eigentlich andere Probleme haben.