Graffiti Summer Madnezz 2023
Update 14.9. 21:00
Ich habe noch ein kleines Video auf der Weser (… auf dem Steg natürlich) gemacht, mit Anmerkungen zu der Sitzung der Stadtverordneten am 13.9. Das Wetter war einfach zu schön, die Luft frisch, und die Gedanken gingen noch immer im Kopf umher:
Im aktuellen Live Video beschäftige ich mich mit den Unterlagen für die Stadtverordnetenversammlung am 13.9. und mit der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses am 14.9. in Bremerhaven. Die aktuell bekannt gewordenen Pläne zur Innenstadt und zur Columbusstraße haben natürlich für Wirbel gesorgt. Na ja, Pläne gab es schon viele.
Die App, die den Willen der Bürger ermitteln soll ist an sich klasse. Die Idee erinnert an Tinder, aber, warum nicht? Schön niederschwellig, und auch junge Menschen können damit etwas anfangen.
Aber, da gibt es noch Luft nach oben.
In den Nachrichten, die Flutkatastrophe in Libyen.
Am 12.9. zog ein Unwetter über NRW. Wir hatten am Wochenende Besuch aus meiner Heimatstadt Ahlen und meine (Groß)Cousine schickte mir Fotos, was aus einem kleinen Bach wurde, nach dem Starkregen. Die A2 bei Beckum(!) überflutet.
"Dies ist nicht die neue Normalität. Wir wissen nicht, was die neue Normalität ist.
— Parents For Future #EndFossilFuels – 15.09. 🪧🛢️❌ (@parents4future) September 12, 2023
Die neue Normalität wird sich erst einstellen, wenn wir aufhören, fossile Brennstoffe zu verbrennen, — und davon sind wir noch weit entfernt." — @FrediOtto#EndFossilFuels 15.9. #Klimastreik https://t.co/TZB2w4cu06
Das ist schon lange kein Wetter mehr, wie wir es hier erwarten würden. Die Politik lokal und im Bund hat schon lange aufgehört zu agieren. Ihre eigentliche Aufgabe, Zukunft zu gestalten, nimmt sie schon lange nicht mehr wahr.
Das Bundesverkehrsministerium twitterte zynisch, daß immer mehr junge Menschen wieder mit dem Auto fahren:
Zynismus pur vom BMDV. Da zerlegen junge Menschen ihre Zukunft, und das BMDV will das noch als Erfolg verkaufen! https://t.co/tCZzPrXJRe
— Ralf Ekrowski (@ralfekrowski) September 13, 2023
Heute, am 14.9. die Studie einer Gruppe von Wissenschaftlern, die feststellen, dass wir 6 der 9 Belastungsgrenzen der Erde überschritten haben.
Der heutige Warntag bekommt so eine vollkommen aktuelle Bedeutung! Wir sollten die Klima-Sirenen aber auch hören!
— Ralf Ekrowski (@ralfekrowski) September 14, 2023
Earth beyond six of nine planetary boundaries | Science Advances https://t.co/nWm4p5aonE
Es passt natürlich toll, dass heute auch noch Warntag ist, denn wenn man die Studie liest, dann stehen alle Warnleuchten auf rot. Eigentlich, ist es gelaufen.
Bei mir selbst habe ich gemerkt, daß mein Interesse an Lokalpolitik immer weiter sinkt.
Als ich mir gestern die Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung angeschaut habe, dachte ich nur:
In was für einer Welt lebt ihr eigentlich?
Es geht auch anders, und das macht uns in Bremerhaven die Handelskammer vor bei ihren Vorschlägen zu Columbusstraße vor.
Anders in der Stadtverordnetenversammlung. Die Anträge zur Columbusstraße und zur Innenstadt bleiben weit hinter den Möglickkeiten und Bedürfnissen zurück.
Im Bau-und Umweltausschuß die Anträge, Bremerhaven immer weiter zu versiegeln, denn das bedeuten ja die neuen Baugebiete.
Und das war ein Thema in einem weiteren Live Video:
Ich habe gerade ein Buch von Nanz/Tylor und Beabien Taylor vor mir liegen: “Das wird unsere Stadt“
Beispiele, wie man die Bürger von unten nach oben einbeziehen kann, in Entscheidungen. Wie sie ihre Ideen umsetzen können.
Da muß Bremerhaven noch einen weiten Weg gehen!
Bürgerbeteiligung, das Stichwort und genau darauf berufen sich bei der StVV nun die Bürger in Wut!
Aber, als ich die Sitzung am PC verfolgte, da dachte ich nicht daran, wie schlimm es noch kommen sollte!
Meine höchst persönlichen Handnotizen:
Das Thema Eulig!
Sie wurde nun von der Stadtverordnetenversammlung gewählt, in einer Sitzung, die man nur als unrühmlich für das Haus bezeichnen kann.
Die Brandmauer gegen Rechts ist in #bremerhaven gefallen.Die BIW konnten ihre Kandidatin, eine Ex-Grüne durchdrücken.Eine Wegmarke. 14 enthielten sich! Nur Uwe Papert(SPD) sprach Klartext. Ich bin in einer anderen Stadt aufgewacht.Braune Stadt am Meer?https://t.co/Jg797kpPhA
— Ralf Ekrowski (@ralfekrowski) September 14, 2023
Schon lange lege ich die Messlatte nicht arg so hoch an. Es ist ein Hobby Parlament, und die Arbeit läßt sich kaum mit der anderer Parlamente vergleichen.
Aber diese Sitzung am 13.9. war unterstes Niveau, und ich muß Thorsten von Haaren meinen Respekt zollen, dass es so lange die Ruhe bewahren konnte. Obwohl, vielleicht war das der Fehler, und Demokraten hätten mal wirklich aus der Haut fahren sollen. Natürlich die Wahl von Liebig in das vollkommen unsinnige Dezernat Standesamt. Ich habe mir die Sitzung am PC angeschaut. Es war ja klar, bei diesem Wahlmarathon wird es wohl kaum zu der Besprechung der Anträge kommen.
Aber, kaum war nach eine Pause das Bild wieder da, war sie gewählt! Ich traute meinen Augen nicht!
Die Brandmauer gegen Rechts war weg.
Die Bürger in Wut, ach so, sie nennen sich ja jetzt Bündnis Deutschland, feiern sich:
Herzlichen Glückwunsch Julija Eulig!
— Bündnis Deutschland (@buendnisde) September 13, 2023
Die von Bündnis Deutschland gestellte Kandidatin, Julija Eulig, wurde heute vom Stadtparlament in #Bremerhaven zur Stadträtin fürs Standesamt gewählt. BD sitzt damit in der ersten Stadtregierung in Deutschland. pic.twitter.com/kHYJpV3zbX
Obwohl die NZ, Jens Gehrke, anderer Meinung ist , halte ich die Wahl für einen großen Fehler.
Auf Facebook schrieb ich dazu:
Nein, die Wahl war ein großer Fehler. Die BIW vertreten nicht 20% der Bürger, sondern nur 20% von 40%, da die meisten nicht wählen gegangen sind. Und, es geht gar nicht um die Kandidatin, sondern um einen Machtbeweis. Die BIW verachten das System der parlamentarischen Demokratie, und berufen sich auf eine Fundamentaldemokratie wie es ein Wohlstandsausschuss in der Französischen Revolution für richtig hielt. Wie das geendet hat, kann man nachlesen. Es ist reinster Populismus der da betrieben wurde. Die Freiheit der Abgeordneten ist unantastbar, und das bestritten die BIW immer wieder. Politik auf TikTok Niveau. Der Auftritt vor Jürgewitz passt in diese Choreografie, denn wenn man ihn hörte, dachten wohl viele, die BIW sind wohl nicht so schlimm! Nein, sie sind viel schlimmer. Es war für Bremerhaven ein übler, ein sehr übler Tag. Viele werden sich in der Stadt jetzt nicht mehr wohlfühlen!
Die Brandmauer gegen Rechts ist damit in Bremerhaven Geschichte, und das war wohl auch das Ziel der Bürger in Wut. Es war schon fast eine Choreografie mit der AFD.
Jürgewitz spielte den Rechten alter Manier, den bösen Jungen, derjenige, der“ Deutschland gehört den Deutschen“ ruft.
Die BIW spielten die vermeintlich sachlich auftretenden, unverstandenen, aber die Bürger vertretenen Guten.
So dachte wahrscheinlich der eine oder andere: eigentlich sind die BIW ja gar nicht so schlimm rechts!
Eigentlich war es nur Uwe Papert von der SPD, der den angemessenen Ton fand, der mit dem Trigger “Soft Nazis” wohl die AFD meinte, aber dann fühlten sich die BIW angesprochen. Tja, Selbstoffenbarung nennt man das.
14 Enthaltungen bei der Wahl von Eulig! Was ging bei denen im Kopf vor? Fraktionszwang? Ich weiß es nicht.
Im weiteren Verlauf der Sitzung dämmerte es dann wohl auch diesen 14, den Meinungsenthaltsamen, dass Kandidaten der BIW in Pöstchen zu wählen keine so gute Idee ist, und im Folgenden hatte kein Kandidat mehr Erfolg.
Aber das Kind war in den Brunnen gefallen, und bald wird Bremerhaven wohl die “braune Stadt am Meer” genannt werden.
Auch ich fühle mich jetzt hier sehr unwohl.
Ich bin heute in einer anderen Stadt aufgewacht.
Die BIW berufen sich gerne auf ihren Wahlerfolg, haben aber die Grundsätze einer parlamentarischen Demokratie nicht verstanden, oder die Grundsätze stören sie gerade auf ihrem Weg.
Die Freiheit eines gewählten Abgeordneten ist das höchste Gut in einer parlamentarischen Demokratie, sonst haben wir Probleme, die wir nach fast 100 Jahren nicht mehr haben wollen.
Populismus nennt man das, und auf dieser Klaviatur spielt die TikTok Partei perfekt.
Ein schwarzer Tag für Bremerhaven, und auch ich habe jetzt ein anderes Gefühl in der Stadt. Demnächst geht es wieder nach Münster. Die Stadt mag hochnäsig sein, aber Rechte haben nicht die geringste Chance dort. Die Lektion hat man gelernt.
In Bremerhaven schwenkt man gerne bunte Fahnen, aber das, was die Politik da gestern geliefert hat, das war nicht bunt.
Ich frage mich jetzt schon, ob ich zur richtigen Zeit am richtige Ort bin.
Aber ich habe auch das andere, liberale, offene, freundliche Bremerhaven kennengelernt.
Das muß ich jetzt in meinen Focus rücken.
Mir fällt wieder das Lied von Georg Danzer ein, wie leicht man eine freie Welt verspielen kann.
Und mit Freiheit, da haben es die BIW nicht so, und mit Empathie.
Der nächste Sachantrag in der Sitzung wäre ein Antrag der BIW gewesen, der sich mit der von ihr sogenannten Trinkerszene beschäftigt. Was für ein Menschenbild.
Ne, ich fühl mich nicht wohl!
Zum Thema aktuell Gerhard Baum:
Ich mache mir Sorgen!
